Dienstag, 30. Oktober 2007

Puno

Gestern sind wir nach ein paar Ruhetagen in Cusco weiter nach Puno gefahren. Gegen 6:00 Uhr in der Früh steigen wir aus dem Bus und haben auch gleich wieder die Möglichkeit einen Ausflug auf die Isla del Sol oder ein anderes der vielen ansprechenden Ziele zu buchen. Klar, wenn es mir nicht negativ ausgelegt wird, das ich gleich im stehen einschlafe! Wo kann ich unterschreiben? Mann, ich will doch einfach nur noch schlafen wenn ich aus dem Bus stolpere! Da interessieren mich weder knallbunte und hektisch in mein Gesicht flatternde Flyer noch die blumigsten Ausschmückungen über das Ausflugsziel oder ob jemand ganz speziell für mich den besten Preis der Stadt hat.

Wir haben ein ziemlich ungemütliches Hostel in dieser weniger schönen Stadt für einen Tag bezogen. Dort gab es zum Glück aber gleich noch Frühstück für uns. Wir sind wieder auf unserem Zimmer und haben schon eine gemütliche Schlafposition eingenommen, als es klopft und ein Taxifahrer vom Busterminal plötzlich in unserer Tür steht. Er war ein ganz hartnäckiger Fall und offensichtlich in der Stimmung uns gleich auf einen wunderschönen Ausflug zu entführen. Da er Deutsch konnte haben wir uns überschwenglich in unserer Muttersprache bei ihm für seine noble Offerte bedankt, die Tür und Augen zugemacht und versucht zu schlafen. Zeitgleich erwacht die Stadt, infernalisches Taxigehupe mischt sich unter mehrere Fanfarenzüge, die warum auch immer natürlich an unserem Fenster vorbeiziehen. Irgendein fliegender Händler versucht 10 Einheiten einer mir unbekannten Ware für einen Boliviano unter Zuhilfenahme einer plärrenden Melodie aus einem Plastikmegaphon an den Mann zu bringen. Er steht direkt unter unserem Fenster. Ich denke nur noch, das muss ein ganz böser Traum sein und warte schliesslich noch ein paar Stunden auf den Schlaf. Gegen 18:00 Uhr machen wir uns auf und essen wieder einmal das kostengünstige Cena-Menue (Abendmenü). Noch am Abend fällt die Entscheidung morgen gleich weiter nach Copacabana (Bolivien) zu fahren.

Samstag, 27. Oktober 2007

Machu Picchu

4:33 Uhr

Mist!
Verschlafen.

Wen wundert's? Mich nicht! Der Schlaf kam spät und die Nacht war verdammt kurz. Mehr oder weniger schnell die Klamotten angezogen, Zähne geputzt, Kamera geschnappt und ab auf den Weg. Es ist 5:00 Uhr. Wir kommen schnellen Schrittes zügig aus dem kleinen und von Bergen umzingelten Dorf heraus als wir auch schon die erste grössere Gruppe Gleichgesinnter vor uns sehen. Wir erhöhen unsere Schrittfrequenz und überholen die Gruppe gerade als wir vor den Stufen, von denen noch unzählige mehr auf uns warteten, ankommen. Die fortschreitende Morgendämmerung mit der ebenso dahin eilenden Uhrzeit abgleichend beginne ich die Treppen hochzuhetzen. Mario bringt mich zur Vernunft indem er sagt, das ich so nie oben ankomme. Im Zick-Zack-Rhythmus hecheln wir die Stufen hinauf. Ohne Frühstück und ohne etwas getrunken zu haben fühle ich mich schnell einem Herzstillstand nahe. Der Schweiss fliesst mir die Beine runter, brennt in den Augen. Ich muss die Brille abnehmen, die hohe Luftfeuchte lässt die Optik sofort beschlagen. Dem rapiden Flüssigkeitsverlust versuche ich mit grossen Schlucken aus meiner 2-Liter-Flasche Wasser entgegenzuwirken. Anscheinend vergeblich. Die Hose und das T-Schirt sind klatschnass. Nach einer halben Stunde werden die Beine immer schwerer, ich muss ständig kurze Pausen machen, und ich frage mich ob ich noch ganz "sauber" bin? Warum ich mir das antue? Schwer zu sagen, aber oben anzukommen, völlig ausgepowert und nicht einfach den Bus genommen zu haben, hat etwas Befriedigendes! Es ist kurz vor 6:00, die ersten Busse haben uns vor wenigen Sekunden über die Strasse eingeholt, als wir gut 400m höher am Eingang ankommen. Wir sehen knapp 100 Menschen bereits vor uns stehen und glauben zu spinnen. Taumelnd und am ganzen Körper dampfend reihen wir uns in die Warteschlange ein. Gegen 6:15 sind wir drinnen. Und es geht weiter über Treppen nach oben. Ich will nicht mehr. Wir schleppen uns zu einem recht guten Aussichtspunkt oberhalb der Anlage und ruhen kurz aus. Danach hört man für eine halbe Stunde nur noch das Auslösen unserer Kameras. Anschliessend setzen wir uns hin, verputzen Bananen und Kekse und geniessen für gut zwei Stunden diesen einfach nur genialen Ausblick!

Nachdem wir uns davon lösen können wandern wir noch zur Inka-Brücke und später zum Sonnentor. Wir essen unsere letzten Kekse und zwei ungewaschene Äpfel. Was sich später noch als sehr unklug erweisen sollte. Erst kurz vor Mittag, es ist jetzt unglaublich voll, kommen wir dazu uns die Ruinen aus der Nähe anzusehen. Die Mittagssonne treibt uns unter einen der wenigen schattenspendenen Unterstände. Hier werden wir immer wieder von Schulklassen als ebenso interessantes Motiv wie Machu Picchu entdeckt und dürfen für unzählige Aufnahmen mit uns umringenden Mädchen in deren Kameras lächeln. Kurz vor 18:00 Uhr verlassen wir diesen beeindruckenden Ort wieder. Die letzten zwölf Stunden scheinen wie im Flug vergangen zu sein und ich würde gern morgen noch einmal hierher zurückkehren.

Der Rückweg dauert keine Stunde, treibt uns aber wieder genauso den Schweiss auf die Stirn. Zurück in Aguas Calientes gibt es im Markt erstmal ein Glas frisch gepressten Orangensaft. Danach essen wir dort noch mehr oder weniger gut, wenigstens ist es wieder billig und fallen danach im Hostel auf unsere Betten.

Machu Picchu

Freitag, 26. Oktober 2007

Ollantaytambo und Aguas Calientes

In Ollantaytambo findet man noch sehr viele Hinweise auf die alte Bauweise der Inkas. Die Gassen sind vielleicht einen Meter breit und viele Gebäude zeigen als Fundament die von den Inkas perfekt ineinander gefügten Steine. Darauf wurden die heutigen Häuser errichtet.

Frühstück essen wir in einem Hinterhof von einem kleinen Lokal, da wir an der frischen Luft sitzen wollen und ausserdem eine Schulklasse gerade im Inneren ihr Frühstück in Form von Spaghettis verputzt. Zurück zum mehr als interessanten Leben im Innenhof, an der Wand hängt die Hälfte von dem was vielleicht einmal ein Schwein war, was ich anhand der kurzen Beine einfach mal vermute. Direkt neben uns wäscht eine Frau in einer kleinen Plastikwanne die Wäsche. Zu uns an den Tisch setzt sich ein vielleicht Zehnjähriger der den Kleinsten der Familie beaufsichtigt. Auf dem Boden kauernd kocht ein Mann in diversen Töpfen undefinierbare Gerichte zusammen während die Tochter sich um unser Frühstück bemüht. Die ganze Zeit springen zwischen uns mehrere Hunde der verschiedensten Rassen herum. Wie wir es oft machen bringe ich unser Geschirr in die Küche und die Mutter bedankt sich bei mir und meint mit einem Lächeln, das ich hier gebraucht werden könnte. Das ich ihr Gesagtes verstehe zeigt mir, das mein Spanisch langsam auch besser wird.

Jetzt sind wir auch bereit für die nächsten Ruinen. Einige Terassenfelder hinauf und ein paar Stufen weiter stehen wir vor sechs riesigen sehr sorgfältig bearbeiteten Steinblöcken. In einem Museum wurde gezeigt, das die Inkas rundgeschliffene Steinkugeln zum transportieren grösserer Gegenstände genutzt haben. Das Rad kannten sie nicht. An vielen Steinblöcken sieht man auch so eine Art Henkel die ein leichteres Tragen ermöglichten. Unterhalb der Anlage befindet sich das sogenannte Baño de la Ñusta - das Bad der Prinzessin - aus grauem Granit. Hier findet man ein ausgeklügeltes Wassersystem und zahlreiche Becken. Genauso beeindruckend sind die in den harten Fels geschnittenen Sitze die absolut eben und glatt poliert sind.

Um 20:15 fahren wir mit dem Backpacker Nachtzug von Ollantaytambo nach Aguas Calientes um am nächsten Tag Machu Picchu zu erleben. Irgendwie braucht der kleine Zug dafür gute 40 Minuten länger als es im Fahrplan vermerkt ist und wir sind froh, das wir unsere Eintrittskarten für den nächsten Tag bereits gekauft haben. Mittlerweile haben wir auch gelernt selbst in touristischen Hochburgen recht günstig zu leben. Die auf uns einstürzenden Fänger der Hostels wimmeln wir erstmal alle ab. Einer bleibt hartnäckig und verlangt insgesamt Sol 40,- pro Nacht. Wir wissen das noch keine Hauptsaison ist, schenken ihm ein Lächeln und bieten im Sol 20,- die er dann auch akzeptiert. Man kann also erahnen welche Preisspannen hier bestehen. Das Hostel liegt dann auch ganz mahlerisch zwischen dem reisenden und dementsprechend lauten Fluss Vilcanota auf der einen und der Bahnlinie auf der anderen Seite. Sobald eine Zug vorbeirattert erbebt das ganze Gebäude und die Geräuschkulisse erreicht ungeahnte Dimensionen. Bis wir ins Bett kommen ist es 0:45 Uhr und wir wollen/müssen um 4:00 Uhr bereits wieder aufstehen um Machu Picchu im Licht der aufgehenden Sonne zu fotografieren.

Ollantaytambo

Donnerstag, 25. Oktober 2007

Urubamba

Mit Sol 7,- weniger in der Reisekasse und 1,5 Stunden später sind wir in Urubamba aus dem Bus gestiegen. Keine 10 Minuten Busfahrt hinter Cusco kann man wieder Familien beim Wäschewaschen im Fluss beobachten und die Gebäude sind auch nicht mehr aus Stein sondern mit Lehmziegeln gebaut. Wer es sich leisten kann hat ein Dach aus Wellblech. Die Menschen leben ausschliesslich von der Landwirtschaft.

Da es schon wieder nach 14:00 war wurde es auch Zeit noch schnell ein billiges Mittagsmenue für Sol 5,- zu verputzen. Am Busterminal wollten wir unsere Weiterfahrt am Abend klären. Als wir noch einmal nachfragen ob wir auf dem richtigen Weg sind bescheren uns 3 Männer, die einen Bus reparieren, das zweite negative Erlebnis des Tages. Ganz bewusst schicken sie uns zuerst genau in die aus der wir kamen. Erst als der Dritte anscheinend meint, die Anderen sollten den Quatsch lassen, bekommen wir eine brauchbare Antwort. Keine Ahnung was heute los ist, bisher sind uns die Peruaner sehr freundlich und aufgeschlossen begegnet. Aber Spassvögel gibt es halt überall. Vom Busbahnhof fahren wir, zum ersten Mal mit einer Motorrad-Rickscha, weiter nach Tarabamba. Wir wollen uns das Dorf Pichingoto und die über 5.000 terassenförmigen Salzfelder, die bereits die Inkas genutzt haben, ganz in der Nähe anschauen. Laut unserem Footprint soll Pichingoto direkt unter einem überhängenden Cliff liegen. Das Dorf haben wir gefunden, das Cliff war weit und breit nicht zu sehen.

Wir folgen dem Weg oberhalb der Salzbecken und stehen plötzlich vor einem Tor und sehen trotz der Abgelegenheit auch wieder einen Reisebus. Als wir durch das Tor treten fliegt auch gleich ein emsiger Abkassierer mit blutunterlaufenen Augen auf uns zu und möchte von uns Sol 10 für den Eintritt haben. Wir lehnen dankbar ab und machen einfach wieder ein paar Schritte zurück hinter das Tor. Immer noch sichtlich erregt über unsere anscheinend recht legere Lösung kommt er wenige Minuten später erneut zu uns herüber und fordert uns auf zu gehen, da dies ein Privatweg sei. Wir erklären ihm, das dieser Weg im Reiseführer erwähnt sei und auch nirgends ein entsprechendes Hinweisschild zu entdecken war. Wir schinden 5 Minuten heraus um von der Stelle noch ein paar Fotos zu machen, wissen aber bereits, das die besseren Möglichkeiten noch auf dem Rückweg auf uns warten. Ich gehe davon aus, das die Arbeiter auf diesen Salzfeldern nicht viel verdienen, glaube aber genauso, das sie von den Eintrittsgeldern keinen Centimo sehen und ich kann und will vor allem nicht für jede sogenannte Touristenattraktion bezahlen müssen. Auch wenn Sol 5,- für mich nur etwas mehr als ein Euro sind sehe ich nicht ein, warum ich für ein paar Meter zu einem Café direkt über den Salzbecken, zudem ich überhaupt nicht möchte, und zwei Stegen auf denen der Pauschaltourist herumtrampeln darf, bezahlen soll.

Zurück an der Strasse erwischen wir gleich einen Kleinbus, der uns nach Ollantaytambo bringt. Meistens essen wir in den Lokalen der Einheimischen oder auf den Märkten. Dort wird meistens das Menue Economico (für 0,80-1,20 EUR) angeboten. Dafür bekommt man eine oft sehr gute Suppe, ein recht einfaches Reisgericht, ein Getränk und manchmal noch einen Nachtisch. Wir sind meistens die einzigen Touristen an diesen Orten und viele der Einheimischen nicken uns dann freundlich zu und fangen ein Gespräch an. Immer wieder werden wir gebeten uns fotografieren zu lassen. Anscheinend sind wir für die Menschen hier genauso interessant wie sie für uns. Heute gehen wir aber seit langem mal wieder etwas "gehobener" für 3 Euro essen. Die Burritos sind sehr gut. Für das Bier zum Essen bleiben wir aber zu knauserig und holen es uns später in einem kleinen Laden. Auf dem Dorfplatz übt eine Gruppe kleiner Kinder, alle vielleicht zwischen vier und sechs Jahre alt, eifrig ihren Tanz für das kommende Fest und vereinzelt erteilt der Lehrer streng Anweisungen. Aber alle sind ganz konzentriert dabei und mittlerweile ist es bereits gegen 21:00 Uhr. Es ist mir aber schon oft aufgefallen, das Kinder hier einen ganz anderen Tagesablauf haben als z.B. in Deutschland. Viele, aber lange nicht alle, sind bis um zwölf in der Schule und danach müssen sie jeden Tag bis spät in die Nacht im kleinen Verkaufsstand der Eltern mitarbeiten, sind Schuhputzer oder ziehen vielleicht bettelnd durch die Strassen. Viele der kleinen Stände sind rund um die Uhr geöffnet, da ist es keine Seltenheit, wenn das Kleinkind einfach auf dem Boden in eine Decke gewickelt zum Schlafen gelegt wird. Und auf unseren Nachtfahrten sehen wir oft noch nach Mitternacht Kleinkinder auf den Strassen umher rennen. Trotzdem scheinen sie glücklich zu sein und es wird zu jeder Gelegenheit viel gelacht.

Salinas

Mittwoch, 24. Oktober 2007

Flexibel bleiben...

...muss man wenn man für den geplanten Tag keine Zugtickets mehr nach Machu Picchu bekommt. Die $547 teure Hin- und Rückfahrt im "Hiram Bingham"-Zug kam für uns eh nicht in Frage. (Hiram Bingham war der Entdecker im Jahr 1911.) Da konnten uns auch das zugesicherte Brunch, die Prä-Dinner-Cocktails mit Live-Unterhaltung oder das 4-Gänge Abendessen nicht erweichen, denn wir hatten das Gefühl, die bereits gebuchte Nacht in der Machu Picchu Sanctuary Lodge (Kostenpunkt $1.165) würde unsere Reisekasse ausreichend strapazieren. Neeein, haben wir natürlich nicht gemacht!

Unsere ausgeklügelte Verzögerungstaktik sah nun eine stetige Steigerung der Highlights über die nächsten Tage verteilt vor. Gipfeln sollte sie dann am 26.10. mit dem Aufstieg nach Machu Picchu (Eintrittspreis mit ISIC EUR 15,-). Für den 24.10. bekamen wir das Ticket ($47) im Backpacker Nachtzug, der um 20:15 von Ollantaytambo nach Aguas Calientes fährt. Von Cusco aus sollte es also zuerst nach Urubamba, wo wir uns die bereits von den Inkas genutzten Salinas (Salzabbau) anschauen wollten, und weiter nach Ollantaytambo gehen.

Am Abend zerbricht dann Mario im Internetcafé seine Speicherkarte. Warum weiss ich nicht genau, vielleicht haben ihm seine Bilder nicht gefallen?! Naja, er hat sich natürlich riesig geärgert. Zum Glück waren "nur" die Bilder eines Tages drauf.

Dienstag, 23. Oktober 2007

Pisac - im heiligen Tal der Inkas

Ungefähr 30 Kilometer nördlich von Cusco befindet auf einem Bergrücken hoch über dem Dorf Pisac die gleichnamige Inka-Festung. Unser Aufstieg über die in Terassenform angelegten Felder der Inkas dauerte ca. eine Stunde. Die erste Gruppe von Gebäuden, Pisaqa genannt, erreicht man über eine schmale ungefähr 50m lange Treppe die nur für eine Person Platz bietet. Es war wieder beeindruckend zu sehen, an welchen ausgesetzten Stellen perfekt und teilweise wellenförmig gearbeitete Mauern errichtet wurden. Anschliessend erreicht man den zentralen Teil der Anlage, Intihuatana. Die Inkas glaubten, das hier die Sonne angebunden sei. Mittlerweile ist die Stätte geschlossen, da Diebe verschiedene Teile gestohlen haben. Neben Mond- und Sonnentempel gibt es perfekt gearbeitete Wasserkanäle und Bäder zu sehen. Weiter den Bergrücken entlang durch einen Tunnel gelangt man zum Militärbereich und schliesslich zu den Unterkünften der Bauern. Die terassenförmigen und teilweise über 50m breiten Felder ziehen sich oftmals von der Anlage bis fast ins Tal hinunter. Die gesamte Anlage nimmt auf dem Kamm gute 400m ein, würde ich schätzen.

Zurück im Dorf haben wir für ganze 2 Sol recht anständig gegessen und uns dann in einen übervollen Bus gequetscht um wieder nach Cusco zu kommen.

PS: Und ich war nach 4 Monaten mal wieder zum Haare schneiden! ;-)

Pisac

Samstag, 20. Oktober 2007

Museumsbesuche in Cusco und Sacsayhuaman

Um kulturell etwas in Cusco erfahren zu können muss man sich ein Touristenticket kaufen. Für 70 Sol (wir Studenten haben elegant unsere ISIC-Karte aus dem Brustbeutel gezogen und einfach mit unserem guten Namen nur 35 Sol bezahlt; die Dame hat auch etwas verwundert auf unsere Geburtsdaten geschaut - wir haben nur umso seriöser zurückgelächelt!) bekommt man Zutritt zu 16 Sehenswürdigkeiten in und um die Stadt. Nach gut einer Stunde hatten wir die ersten beiden Museen, das Museo Municipal de Arte Contemporaneo und das Museo Historico Regional, erledigt. Nach einem guten Kaffee fühlten wir uns bereit für einen Nachschlag Kultur und machten uns auf, das Museo de Arte Popular zu besichtigen. Keine 20 Minuten später standen wir auch schon wieder vor der Tür. Ich war glaube noch nie in einem Museum mit nur zwei Ausstellungsräumen! Als heutiges Finale stand noch das Museo de Sitio del Qoricancha auf dem Programm. Nachdem wir etwas Schwierigkeiten hatten den unterirdisch angelegten Eingang zu finden waren wir auch hier wieder recht schnell draussen. Ich weiss auch nicht so recht. Eigentlich müssten die Museen mit "Geschichte zum Anfassen" vollgestopft sein. Aber bis auf ein paar wenige Fundstücke, meist Waffen, Krüge, Schmuck oder auch Mumien, sieht man nicht viel und man erfährt so gut wie nichts über die Geschichte der Inkas. Ich fand's einfach nur Schade!

Am Nachmittag haben wir uns noch auf einen kurzen 20 Minuten Weg gemacht um die Ruinen des zeremoniellen Zentrums Sacsayhuaman nördlich der Stadt zu besichtigen. Einfach unglaublich wie die Inkas bis zu 200 Tonnen schwere Felsbrocken so bearbeitet haben, das sie perfekt zusammenpassen.

An dieser wichtigen Stätte wurden Mario und ich dann auch endlich als Models erkannt und entsprechend gewürdigt. Es waren nämlich auch unzählige einheimische Schulklassen unterwegs und wir wurden von mehreren Horden junger Mädels belagert. Eine wurde ausgewählt, welche dann mit 3 Kameras bewaffnet Fotos von ihren Freundinen und uns machen durfte. Wir versuchen jetzt die nächsten Tage erstmal mit dem Ruhm klarzukommen und nicht durchzudrehen.

Da wir den Colca Cañon in der Nähe von Arequipa nicht besucht haben, dachten wir schon unsere Chance einen Kondor zu sehen sei verflogen. Aber nein, als weitere Touristenattraktion sass dort auf einem Stein ein junger gezähmter Kondor der etliche Fotogewitter über sich ergehen liess und ab und an auch mal seine jetzt schon imposante Spannweite zeigte. Toll fand ich die älteren Herrschaften die in allen Sprachen dieser Welt den Vogel aufforderten dies doch bitte bitte nochmal zu machen. Es gab auch welche die sich direkt vor den Kondor positionierten und mit ihren Armen Flugbewegungen nachmachten um den armen Vogel anscheinend zu stimulieren. Ich möchte nicht wissen, was sich der Kondor so gedacht hat!

Sacsayhuaman

Donnerstag, 18. Oktober 2007

Arequipa - Cusco

Endlich, nach 10h Busfahrt sind wir mit abgewetzten Kniescheiben, wundgelegener Hüfte und verleiertem Kreuz heute um 6:00 in Cusco angekommen. Für knappe EUR 6,- sind wir 830 Kilometer weit gekommen. Hätten wir gewusst, was für ein Bus uns erwartet hätten wir sicher wieder etwas mehr investiert. Sitzabstand und Sitzgrössen waren definitiv nicht für Europäer gemacht. Mich hat es ja schon etwas gehoben, als der ältere Herr, der direkt hinter mir sass, regelmässig den schlimmsten Rotz ausgeworfen hat und zusätzlich im stündlichen Rhythmus in seine kleine Fanta-Flasche pinkelte und den Inhalt anschliessend aus dem Fenster kippte. Das hat dann immer so schön frisch in meiner Nase gerochen! Die Flasche hat er dann zwischen meinem Kopfende vom Sitz und dem Fenster eingeklemmt. Keine schöne Busfahrt!

Unser sehr spärlich eingerichtetes Hostal "La Casa de la Abuela" erinnert etwas an den Flair der DDR in den 60ern. Hier gibt es auch wieder so eine Dusche bei der das Warmwasser elektrisch erwärmt wird, das kribbelt dann immer so schön wenn man am Duschkopf herumspielt. Die keine 2cm über der Brause und mit Tape zusammengeflickten Kabel lassen mich immer ein kleines Stossgebet zum Duschgott schicken, sobald ich so einer Installation begegne. Mit Frühstück und Internet bezahlt man aber gerade EUR 2,50. Also ein echtes Schnäppchen!

Von Cusco aus gehts die nächsten Tage in das Heilige Tal, mit einigen Festungen der Inkas, und natürlich nach Machu Picchu.

Montag, 15. Oktober 2007

Juanita - das Mädchen aus dem Eis

Heute war wieder Zeit für etwas Bildung. Das Museo Santuarios Andinos (Museum "Heiligtümer der Anden") lag dazu noch direkt gegenüber von unserer Unterkunft und so sind wir mal gemütlich rübergeschlendert.

Das Museum zeigt Fundstücke der Inkakultur im Zusammenhang mit Menschenopfern in den Bergen (La Capac Cocha), die in geheiligten Ritualen auf den Gipfeln zur Besänftigung der Berggötter zelebriert wurden. Auf dem Vulkan Ampato wurde 1995 der spektakulärste Fund gemacht, eine über 500 Jahre alte Mumie eines ca. 13jährigen Mädchens.

Es folgt ein kleiner Auszug aus der Broschüre des Museums:

"Sie wurde damals von Inka Priestern dem Apu Ampato geopfert. Das Mädchen musste, begleitet von den wichtigsten Persönlichkeiten der Region, auf einer knapp 600 Kilometer langen Reise bis nach Cuzco reisen. Dort übertrug der König seine Göttlichkeit auf "Juanita". Von diesem Moment nahm sie Kontakt mit den Göttern der Berge, Apu Ampato, akzeptierte ihren Tod und begab sich auf eine Reise ohne Wiederkehr in die Götterwelt. Nach grossen Festlichkeiten und Ritualen wurde "Juanita" durch Rauschmittel in Schlaf versetzt bevor ein gezielter Schlag auf die rechte Schläfe ihren Tod herbeiführte."

Das verwendete Rauschmittel war das heute noch zu findende Chicha. Im Museum befindet sich ein noch mit Ton verschlossenes und über 500 Jahre altes Gefäss mit diesem Getränk. Die Inka liessen die verschlossenen Gefässe in der Regel 2 Jahre stehen um den Alkoholgehalt zu erhöhen. So dürfte dies wohl das älteste und stärkste Chicha der Welt sein.

Die sterblichen Überreste von "Juanita" sind im Museum tiefgekühlt zu besichtigen. Die Haare, Haut und Fingernägel sind nahezu perfekt erhalten. Und es war ein sehr merkwürdiges Gefühl auf ein 500 Jahre altes Mädchen zu schauen. Mit ihr liegt in Arequipa die älteste menschliche DNA vor.

Weitere Informationen zu "Juanita" könnt ihr hier lesen. Und hier gibt es noch etwas mehr über die Mythologie der Inka zu erfahren.

Sonntag, 14. Oktober 2007

Krankentage in Huacachina

Nach unserem letzten Ausflug lief bei uns nicht mehr allzu viel. Den Morgen danach hat Mario angefangen zu kränkeln und am Abend war ich dann auch dabei. Martin hat sich am Abend recht zeitig hingelegt und Anne hat uns noch ein bischen mit heisser Limette verarztet. Nochmal lieben Dank dafür!

Heute wollten Mario, Martin & Anne mit den geliehenen Sandboards die Dünen runter jagen. Hat auch mit mehr oder weniger Erfolg ganz gut ausgesehen. Ich habe mich da mal zurückgehalten und lieber nur ein paar Fotos gemacht. Abends ging es dann noch einmal auf die Dünen um den Sonnenuntergang zu geniessen. Und wie es halt so in der Wüste ist, wurde es auch gleich nach dem Sonnenuntergang kalt. Gut, das wir eh' verschwinden mussten da es heute Nacht mit dem Bus noch nach Arequipa geht.

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Ica und Huacachina

Gegen 8:00 Uhr sassen wir bereits wieder im Bus nach Ica. Das an der Strasse gekaufte Frühstück fiel mit einer Banane und 4 Keksen für jedermann wieder üppig aus. Die einstündige Fahrt nach Ica führte uns fast ausschliesslich durch ausgestreckte Wüstengebiete. Da gab es bis zum Horizont nichts ausser Sand. Aber unser Ziel war ja eh die Oase Huacachina, ca. 200 Einwohner und umgeben von riesigen Sanddünen. Der schwefelhaltigen Oase sagt man eine heilende Wirkung für Rheumaleiden zu. Wiederum für uns kein Grund in das fragwürdige Wasser, auf dem auch ein paar Tretboote herum schippern, zu springen.

Kurz vor 10:00 Uhr sassen wir bereits an der Oase, als Anne und Martin entlang der "Promenade" auf uns zugeschlendert kommen. Bei einem bis um 12:00 ausgedehnten Frühstück haben wir unser Wiedersehen gewürdigt und einen glorreichen Plan für den heutigen Tag geschmiedet. Zuerst eines der vielen Weingüter um Ica, die Stadt ist Ursprung der Wein- und Piscoherstellung in Peru, inklusive augiebiger Verkostung besichtigen. Und für den Abend alle Zutaten für ein leckeres Essen einkaufen, da wir in unserem Hostal endlich wieder einmal eine Küche benutzen konnten. Die Führung im Weingut Vista Allegra war auch wirklich interessant, leider fiel die Verkostung nicht in dem von uns gedachten Umfang aus. Die uns offensichtlich vorenthaltenen Liter an Wein mussten wir also beim Einkauf mit berücksichtigen. So haben wir uns dann die Pasta auch mit reichlich Gato Negro schmecken lassen. In dem trockenen Klima soll man ja lieber etwas mehr trinken um dem Flüssigkeitshaushalt gerecht zu werden!

Weingut Vista Allegra


Huacachina

Pisco, zwei Monate nach dem Erdbeben

Ehrlich gesagt fehlen mir die Worte! Wir haben versucht die Stimmung und das derzeitige Gefühl in dieser Stadt in ein paar Bildern festzuhalten.

Mit etwas gemischten Gefühlen sind wir heute in die Stadt um ein paar Fotos zu machen. Sollte man in dieser Situation noch Fotos machen? Während die Betroffenen uns aus ihren Notunterkünften betrachten? Und uns plötzlich ein Lachen schenken!?
Ganz entgegen unseren Erwartungen sind Familien, Bauarbeiter, Kinder auf uns zugekommen, haben mit uns gesprochen und uns komischerweise den hochgereckten Daumen gezeigt! Als Zeichen unserer Tapferkeit? Aus Anerkennung das wir in diesem Chaos "Urlaub machen"? Eigentlich müssen wir den Menschen hier den ausgestreckten Daumen zeigen! Aus Respekt, das Sie sich von diesem Erdbeben nicht haben unterkriegen lassen. Und genau das haben wir auch gemacht!

Es gibt fast keine Geschäfte mehr, vor den paar wenigen stehen die Menschen in langen Schlangen an. Die Telefongesellschaften haben Zelte aufgebaut in denen man telefonieren kann. Bankgebäude, Polizeistationen oder Krankenhäuser sind in provisorischen Ersatzbauten oder einfachen Zelten untergekommen. Überall liegen immer noch die Trümmerreste vieler Gebäude auf den Strassen, an vielen Stellen riecht es streng nach Kloake.

In der Strasse unseres Hostels sind wir auf eine Gruppe Kinder und Jugendliche gestossen, die gerade Volleyball spielten. Als sie uns und unsere Kameras entdeckt hatten gab es bei den Jüngeren kein Halten mehr. Jeder wollte fotografiert werden und sein Bild ansehen. Immer und immer wieder! Sie waren alle ziemlich aus dem Häuschen. Komisch mit welchen einfachen Mitteln man hier ein Lachen zaubern kann! Und als kleine Zugabe gab es auch plötzlich noch einen Hahnenkampf als zwei Jugendliche ihre Streithähne auf einander losgelassen haben. Das Ganze hat keine 5 Minuten gedauert - ein paar eindrucksvolle Fotos davon gibt es aber.

Pisco

Mittwoch, 10. Oktober 2007

Paracas National Reserve

Mit Rico sind wir nach einem kleinen Frühstück auf dem Markt zum Paracas Reservat gefahren. Von hier ging es mit einem Speedboot zu den Ballestas Inseln. So eine Art Gallapagos Inseln für den kleinen Geldbeutel. Auf diesem von Guano malträtierten Archipel kann man Humboldt-Pinguine, Kormorane, Tölpel und amerikanische Seelöwen beobachten. Hier herrscht eine der höchsten Seevögelkonzentrationen unserer Erde. Genauso hat es aber auch gerochen. Der beissende Gestank von Guano reichte bis zu unserem Boot, der aber hier wohl von einzigartiger Qualität ist und im 19. Jahrhundert zu einem Guanoboom, als Düngemittelgrundlage, führte.

Auf einer Nachbarinsel konnte man noch den Kandelaber bestaunen, ein in den Dünen geschaffenes Scharrbild mit bisher ungeklärter Aussage. Die Form kommmt einem Dreizack nahe, deshalb wird vermutet, das es als Orientierungshilfe für Seefahrer an dieser Stelle geschaffen wurde.

Paracas National Reserve


Und hier noch ein paar Eindrücke aus dem Küstenort El Chaco:

El Chaco

Dienstag, 9. Oktober 2007

Lima - Pisco

Nachdem wir einen Tag völlig umsonst in Lima's Stadtviertel Miraflores herumgerannt sind um neue Trekkingschuhe zu bekommen ging es um 17:00 Uhr mit dem Bus nach Pisco. Wir haben wenigstens endlich einen kompetenten Reiseführer, den Footprint Südamerika 2007. So hatten wir uns auch schon ein Hostal in Pisco rausgesucht. Unser Bus hielt an der Panamericana, auf Höhe der Verbindungsstrasse nach Pisco. Kaum aus dem Bus raus, fallen die Taxifahrer auch schon wieder über uns her. Ein junger Kerl, Rico, schafft es und wir steigen ein. Wir sitzten keine 5 Minuten im Taxi, da wird auch schon der Ausflug für morgen mit ihm vereinbart. Er zwingt uns das Paracas National Reserve förmlich auf. Obwohl wir ja auch einfach hätten nein sagen können, während wir durch die vom Erdbeben ziemlich stark zerstörte Innenstadt fahren und uns Rico einen Ort nach dem anderen zeigt an welchem jeweils zuviele Menschen gestorben sind. Wahrscheinlich sind wir noch etwas zu perplex von dem Anblick der zerstörten Gebäude und der provisorischen Zeltstätten um auch nur irgendwie anders zu reagieren ausser ja und Amen zu sagen. Unser auserwähltes Hostal hat das Erdbeben wohl offensichtlich nicht ganz schadlos überstanden. Der Betreiber weisst uns freundlicherweise darauf hin, das die Wasserleitungen defekt sind und nur in Flaschen abgefülltes Wasser bereit stünde. Wir lehnen dankend ab und fahren mit Rico zum nächsten Hostal. Ein wirklicher Glücksgriff und eigentlich nicht für möglich zu halten. Ordentliche und saubere Zimmer, ein gefliesstes Bad, Internet, TV - alles Bestens. Da sieht man auch gern darüber hinweg, dass das Treppenhaus auf unserem Stockwerk einfach aufhört und wir direkt auf die Strasse schauen können. Es wird wohl alles gerade neu hergerichtet.

Donnerstag, 4. Oktober 2007

Santa Cruz Trek - Tag 5

Obwohl wir den Rum und das Bier als tiefschlafunterstützende Massnahmen zu uns genommen haben war der Schlaf auch diese Nacht weit von uns entfernt. Es ist wirklich merkwürdig. Man kommt völlig fertig im Lager an, schafft es noch das Zelt aufzubauen und Essen zuzubereiten und den Abend in gemütlicher Runde zu verbringen. Sobald man im Schlafsack liegt ist an Schlaf nicht mehr zu denken. So ging es uns zumindest, der Rest der Meute hatte offensichtlich wie immer sehr gut geschlafen.

Egal, nachdem wir in den letzten Tagen jeden Morgen immer schneller mit unseren Aufgaben fertig waren haben wir es heute etwas langsamer angehen lassen. Das Frühstück (eine Tasse Kakao) war auf Grund der wenigen Bestandteile recht schnell erledigt. Die Kälte lies den Wunsch nach einer Tasse Coca-Tee in uns aufsteigen. Leider verabschiedete sich genau jetzt unser restliches Benzin im Kocher. Nilo, der gerade mit Kevin am Aufbrechen war und an unserem Zelt vorbei kamen, unterstützte uns dann mit seinen Resten an Brennspiritus. Aufgrund der mittlerweile fortgeschrittenen Zeit entschieden wir uns gegen den Tee und machten uns zur letzten Etappe auf. Der Weg bis Cashapampa war grösstenteils wieder stark mit Geröll geprägt und teilweise ist man 30 Minuten lang nur über grosse Felsbrocken balanciert. Ich war froh über meine Trekkingstöcke!

In Cashapampa angekommen wollte uns so ein lustiger Einheimischer in einem kleinen Holzverschlag, in dem sich die Trekker austragen konnnten, $ 5 pro Mann aus dem Kreuz leiern. Angeblich Eintrittsgebühr für den Nationalpark. Wir haben versucht ihm zu erklären, das wir ja gar nicht in den Park gehen sondern gerade aus diesem heraus kommen. Hat aber alles nichts genutzt. Er wollte die $ 10 haben, die wir ihm wiederum nicht geben wollten. Wieso redeten wir eigentlich von Dollar? Der von uns bezahlte Eintritt war ja auch in Sol zu bezahlen. Mit unseren paar Brocken Spanisch teilten wir ihm mit er könne ruhig die Polizei rufen, damit wir dieses Problem gelöst bekommen. Da wir aber schon im Gefühl hatten hier offensichtlich betrogen zu werden, haben wir seine Entscheidung gar nicht erst abgewartet und sind in das bereits wartende Collectivo eingestiegen. Die Fahrt wurde dann auch noch sehr spannend! Um das eigentliche Taxi in ein Collectivo umzuwandeln, und so eine ganze Menge Geld zu sparen, würde der Fahrer noch 4 weitere Fahrgäste auf der Strecke nach Caraz einsammeln. Da wir in einem Kombi sassen, war das für uns keine Problem. Dachten wir! Der Wagen wurde immer voller, zum Schluss sassen für den Grossteil der Strecke auf dem Beifahrersitz 2 Frauen mit Kleinkind, wir und zwei Frauen auf der Rücksitzbank und im Kofferraum nahmen noch einmal zwei Frauen Platz. Die gut einstündige Fahrt über eine Schotterpiste und immer am Abgrund entlang wird mir wohl auch für immer im Gedächtnis bleiben! Ziemlich ausgehungert wurde in Caraz auf dem Markt erstmal Essen gefasst. Anschliessend sassen wir noch einmal 1,5 Stunden wieder eingepfercht im nächsten Collectivo bis Huaraz.

Abends haben wir uns dann in einem guten Restaurant ordentlich die Bäuche mit einem sehr guten Salat und einer Pizza - für jeden - vollgeschlagen. Herrlich!

Mittwoch, 3. Oktober 2007

Santa Cruz Trek - Tag 4

Die Anstrengungen der letzten Tage und der fehlende Schlaf lassen uns heute morgen etwas zerknüllt und unfit erscheinen. Nach einem vollwertigen Haferflockenfrühstück packen wir unsere Sachen und nehmen die heutige Tagesstrecke in Angriff. Vor uns liegen gute 15 Kilometer durch das Santa Cruz Tal. Gleich zu Beginn machen wir noch einen Abstecher zum Alpamayo Massiv. Der Alpamayo wurde übrigens in den 70er Jahren in München als schönsten Berg der Welt gewählt. Da mein rechter Fuss etwas wundgelaufen war bin ich den Abstecher nicht bis zum Schluss mitgelaufen. Mario ist alleine los um den fast 6.000m hohen Riesen zu besuchen. Ich habe es mir in der Zwischenzeit auf der Bergwiese gemütlich gemacht, ein paar Fotos geschossen und mit den Kühen beim Grasen zugesehen. Der Engländer Kevin und sein Guide Nilo, denen wir seit gestern immer wieder einmal begegnet sind, waren uns heute wieder den ganzen Tag auf den Fersen. Kevin, der ein Trikot seines favorisierten Fussballvereins dabei hatte, fühlte sich berufen an jeder mehr oder weniger wichtigen Wegmarke ein Foto von sich mit eben diesem Trikot zu machen. Engländer halt! ;-) Die kurze Tagesetappe haben wir recht zeitig gegen 15:00 im Lager beendet. Die geschrumpften Essensvorräte liessen heute nur eine schmale Champignonsuppe angereichert mit etwas Reis zu. Dazu hatten wir noch die mittlerweile steinharten Semmeln aus Colcabamba. Den Abend verbrachten wir mit Kevin, Nilo und einer anderen Gruppe aus Engländern, Neuseeländern und Amerikanern bei einer ordentlichen Tasse Rum-infizierter Cola am nicht ganz legalen Lagerfeuer. Denn unglaublicher Weise gab es hier mitten in der Pampa einen Kiosk der unter anderem Cola, Bier und Schokolade, halt alles was ein ausgehungerter Wandersmann vertragen kann, auf Lager hatte.

Dienstag, 2. Oktober 2007

Santa Cruz Trek - Tag 3

Mit der Überquerung des 4.750 hohen Passes Punta Union stand uns heute der anstrengendste Tag bevor. Die letzte Nacht war wieder mehr schlecht als recht vorüber gegangen.

Bereits zur Routine geworden hat jeder Handgriff beim Frühstück zubereiten und Packen gesessen und wir waren bereits vor 9:00 Uhr wieder unterwegs. Langsam haben wir uns durch das langgestreckte Tal weiter vorwärts getrieben. Und es ging stetig nach oben. Heute kamen uns auch eine ganze Menge Trekker entgegen. Dabei viel mir auf, das wir zwei wirklich die Einzigen sind die ihre Ausrüstung selber tragen. Und das sollte auch bis zum Schluss so bleiben. Alle anderen hatten Guides, Esel bzw. Lamas und Viehtreiber angeheuert.

Als wir endlich vor der das Tal umschliessenden Gebirgskette standen und ich den schmalen Pass in weit entfernter Höhe gesehen hatte spürte ich plötzlich die letzten beiden Tage in meinen Knochen. Komisch, wenn man am Morgen einmal aufgestanden ist hat man die Anstrengung vom Vortag längst wieder vergessen. Jetzt waren sie mir umso deutlicher gegenwärtig. Irgendwann standen wir ungefähr auf halber Höhe und ich war ziemlich ausgepauert. Wahrscheinlich auch kein Wunder, wir hatten eine ordentliche Steigung und eine gute Strecke in nur einer halben Stunde runter geritten. Jetzt war erstmal eine längere Pause nötig. Die in Colcabamba gekauften Semmeln waren auch schon steinhart und liessen sich nur noch in Suppe aufgeweicht geniessen, also blieben uns nur noch ein paar Mandarinen und ein paar Müsli-Riegel. Gestärkt nahmen wir die letzten 200 Höhenmeter im Schneckentempo in Angriff. Wirklich am Pass anzukommen war ein herrliches Gefühl und man fühlte sich etwas in die Zeit zurück versetzt als diese Art zu Reisen ganz normal war. Und oftmals ist sie es hier ja noch heute. Den Blick über die zwei unter uns liegenden Täler haben wir dann ausgiebig genossen.

Der Abstieg zum 500 Höhenmeter tiefer gelegenen Camp war leider fast ausschliesslich auf losem Geröll zu absolvieren. So war noch einmal absolute Konzentration gefragt, denn einen angeknacksten oder gebrochenen Knöchel wollte hier keiner von uns Beiden haben. Kurz vor 16:00 Uhr sind wir am Campingplatz Taullipampa angekommen. Von hier schien der Gipfel des Taulliraju immer noch zum greifen nah. Und der Blick auf die unser Lager umgebenden Gipfel war einfach nur fantastisch!

Montag, 1. Oktober 2007

Santa Cruz Trek - Tag 2

Die Nacht war kurz! Obwohl wir am Abend zuvor ziemlich fertig in unsere Schlafsäcke gekrochen sind konnte keiner von uns einschlafen. Durch die Höhe bedingt haben wir beide mehr geruht als geschlafen.

Nach dem Aufstehen, Essen machen, heute Haferschleim mit Trockenmilchpulver, Zelt abbauen und Ausrüstung verstauen ging der Trek für uns erst los. Der eigentliche Startpunkt liegt nämlich hinter dem Pass und in der Ortschaft Colcabamba. Die Laguna 69 gehört eigentlich gar nicht dazu und ist eher ein Abstecher. Nun hatten wir schon ein Problem - uns fehlte Verpflegung für einen Tag! Egal, erstmal zurück auf die Strasse und losgelaufen. Zum Glück wartete gerade ein Taxi, was für uns erstmal kein Taxi sondern ein Collectivo war, auf zurückkehrende Wanderer. Auf die Frage was die Fahrt bis nach Colcabamba kosten solle hat er eine uns unverständliche Zahl entgegengenuschelt. OK, dann nicken wir halt einfach freundlich zurück und mit einem lockeren "perfecto" auf den Lippen steigen wir ein. Wir haben so einen weiteren Kilometer auf der staubigen Schotterpiste hinter uns gebracht, als Mario offensichtlich doch etwas verunsichert, was die Höhe des Bevörderungsentgelts anbelangt, noch einmal nachfragt. Nun wird deutlich, das wir eigentich in einem Taxi sitzen und unser durchaus nette Fahrer SOL 100,- haben möchte. Wir entschuldigen uns höflich bei ihm, lassen ihn wissen das wir wohl etwas mit den Ohren hätten und steigen aus. Netterweise wollte er für die gefahrene Strecke kein Geld haben! Es war gerade kurz nach 11 und der Taxifahrer liess uns noch wissen das gegen 15:00 Uhr wohl ein Bus kommt. Auch gut, dann laufen wir halt so weit wir kommen. Die Serpentinenstrasse sah aber nicht wirklich einladend aus und unter Trekken stellt man sich wohl auch etwas anderes vor. Wir hatten weitere 1,5 Kilometer geschafft als wir unter uns tatsächlich einen Bus die Strasse hochschleichen kommen sehen. Für SOL 20,- durften wir dann vorn beim Fahrer mitfahren. Der Panoramablick war teilweise fantastisch! Die eine Stunde dauernde Fahrt möchte ich aber nie wieder in meinem Leben wiederholen müssen. Keine Ahnung wie oft ich vorn, bei der Einstiegstür, schon über dem Abgrund gestanden habe. Die Strasse ist so schlecht und eng das der Fahrer in mehreren Kurven auch noch zurücksetzen musste. Als er mit seinen anderen Leuten vorn auch noch in ein lustiges Gespräch verfällt, dabei immer weniger auf die Strasse schaut und auch noch anfängt die CD zu wechseln wollte ich am liebsten springen! Aber wie so oft bisher sind wir gut in der Nähe von Colcabamba angekommen. Da wir noch einmal Proviant nachkaufen mussten haben wir einen Umweg in das kleine Dorf gemacht. Auf dem Weg begegnen wir einem alten Mann der sich mit einem riesigen Stapel Holzscheite abmüht, die er sich auf den Rücken binden will. Ich glaube wir haben ihn genauso fasziniert angeschaut wie er uns. In Colcabamba ist die Zeit bis auf wenige Ausnahmen einfach stehen geblieben. Dort gab es für uns die besten Mandarinen, die ich bisher gegessen habe. In einem kleinem Lädchen kauften wir noch ein paar Semmeln, Kekse und gönnten uns eine Coke. Ich sage ja, die Zeit ist fast stehen geblieben!

Drei Jungen haben uns dann noch ein Stück den Weg aus dem Dorf begleitet. Was wir vorher alles bergab gelaufen sind durften wir nun auf der anderen Seite des Tals wieder bergauf marschieren. Mittlerweile war es nach 12 und wir hatten noch gute 10 Kilometer vor uns. Auf dem Weg haben wir noch viele kleine Siedlungen gesehen, in denen die Einheimischen heute noch ohne Strom und auf sehr einfache Weise leben. Gegen halb sechs haben wir den Campingplatz Paria erreicht. Nachdem es gestern Nudeln mit Tomatensosse gab waren wir heute kreativ und haben Reis mit Tomatensosse gemacht. Leider jedesmal mit Fertigsosse - des Gewichts wegen. Wenn wir die Sosse mit frischen Tomaten, Zwiebeln und einer ordentlichen Portion Knoblauch selbst machen sind wir immer mehr als zufrieden. So wollte es uns heute nicht so recht schmecken. Gegen die Kälte half dann noch ein frisch gebrühter Coca-Tee.