Freitag, 30. November 2007

Völlig vom Glück verlassen, oder einfach vom Pech verfolgt?

Wie mit der Busagentur vereinbart stehen Joerg und ich um 7:00 vor dem Hostel und sind bereit zum Abtransport. Wir haben nun 1,5 Stunden Zeit um dem Erwachen der Stadt im Allgemeinen und mit unserem Blick auf mehrere Einfamilienhäuser auch im Speziellen zu folgen. Da wird geschäftig zur Arbeit gefahren, mit verschlafenen Gesichtern die Kinder zur Schule gebracht und und und... nur wir sind immer noch hier! Wir sind uns nun ziemlich einig, das da heute auch nicht mehr viel passieren wird. So schaue ich um halb 9 noch einmal auf das Busticket und sehe, dass unsere Fahrt erst für den nächsten Tag gebucht ist. Denn dann fährt die Fähre auch erst. Wir wollten die Nacht aber bereits in Puerto Ibañez verbringen um auf Nummer sicher zu gehen. Höchstwahrscheinlich sind wir hier einfach Opfer unserer mangelnden Sprachkenntnisse und Erklärungsfähigkeiten geworden. Erinnert ihr euch an das Gewinnergrinsen? Ich auf jeden Fall, etwas bitter schmeckt es aber jetzt. Ok, improvisieren. Irgendwie werden wir doch aus dieser Stadt verschwinden können! Leicht fluchend bewegen wir uns wieder zum Busterminal. Die folgenden zwei Minuten verliefen ungefähr so:

Ich: Buenos Dias! Wir möchten heute noch nach Puerto Ibañez!!!

Frau: Das wird nichts.

Ich: Oh, heute fährt gar kein Bus nach Puerto Ibañez? Ist das jetzt ein Deja-Vu oder einfach nur ein neuer Tag mit den gleichen Problemen von gestern? Was haben Sie denn noch so im Angebot gute Frau?

Frau: Villa Cerro Castillo.

Ich: Nehmen wir!

Gut, Castillo liegt noch 31 Kilometer von unserem Ziel entfernt. Wir wollen es dort aber erneut mit Trampen versuchen. Nur weil es einmal nicht geklappt hat heisst das ja nicht das es nie funktionieren kann! Oder vielleicht doch? Um die Stunde Wartezeit sinnvoll zu verbringen laufen wir zur Agentur zurück, die uns das nutzlose Ticket verkauft hat. Vielleicht gibt es ja das Geld zurück. Die machen aber erst um halb 10 auf. Komisch, das ist doch auf die Minute der Zeitpunkt an dem unser Bus heute fährt. Arbeitet hier jemand gegen uns? Ich muss hier weg. Nichts scheint auf Anhieb zu funktionieren.

Das Wetter ist launisch als wir in Castillo aus dem Bus steigen. In der kleinen Info am Ortseingang warten Neuigkeiten auf uns. Auch von hier faehrt heute kein Bus nach Puerto Ibanez. Da die Kreuzung mit der dazugehoerigen Strasse dorthin acht nasse und windige Kilometer bergauf zurueckliegt versuchen wir, erneut erfolglos, eine Stunde zu trampen. Wir verpacken uns so gut es geht in unsere wind- und regendichten Klamotten, ziehen den Rucksaecken die Regenhuellen ueber und marschieren los. Von den wenigen vorbeifahrenden Autos hat erst nach 30 Minuten ein Holztransporter genuegend Mitleid. Wir springen zu den zwei Israelis, die mit uns eine Zeit lang in Castillo gewartet haben, auf die Ladeflaecher voller Holzscheite und suchen an der Kreuzung angekommen erst einmal Unterschlupf in einer Bushaltestelle. Hier oben zieht es ganz ordentlich und der Regen wird ueber das Land gepeitscht.

Fuer uns ein ganz eindeutiges Zeichen erstmal etwas zu essen und die letzten Biere zu vernichten um Balast loszuwerden. Vor uns liegen die letzten 31 Kilometer. Das Einzige zwischen uns und der Faehre morgen frueh um 9:00 Uhr. Wir muessen es schaffen. Nieselregen und Wind lassen mich auf das erste und einzige Haus weit und breit zusteuern. Ich hoffe einfach, das uns der Besitzer die restlichen Kilometer fahren kann. Nachdem der etwas bissige Colie gebaendigt ist bittet uns der Hausherr an den warmen Ofen, der das ganze Haus mehr als ausreichend befeuert. Offensichtlich gibt es hier gerade Mittag. Wie er uns erklaert, wollten seine Frau und er sowieso gerade nach Puerto Ibanez und so bekommen wir eine kostenlose Fahrt. Selbst ein kleines Dankeschoen wollte der Mann nicht annehmen. Wie so viele Chilenen war er sehr nett und hilfsbereit.

Puerto Ibanez praesentiert sich als trostlose Geisterstadt. Die meisten Hostels sind noch nicht geoeffnet und so versuchen wir es mit einer Residenz direkt am Hafen. Auf ein Wort treten wir an die Durchreiche zur Kueche. Nach kleinen Anlaufschwierigkeiten erfahre ich das die Unterkunft wohl 8.000 Pesos kosten soll. Leider gelingt es mir nicht der vor- und zurueckschwankenden Frau, die jetzt auch mehr mit der ihr runtergefallenen Kornflakespackung beschaeftigt ist, zu entlocken ob der Preis fuer uns beide oder pro Person anzunehmen ist. Leider warten wir ab jetzt eine Minute vergeblich auf eine Antwort. Die vielen Kornflakes auf dem Fussboden scheinen wesentlich interessanter als zwei langweilige Gringos. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht verschwinden wir und kommen wenige Meter weiter fuer die Haelfte unter. Die Frau kocht auch noch ein ziemlich gutes Huehnchengericht. Wir verputzen es im Wohnzimmer, wo sich der Ehemann stundenlang genuegsam mit dem Fernsehprogramm beschaeftigt. Wir beschliessen den Tag mit einer gemuetlichen Runde Mate und legen uns gegen 22:00 Uhr, es ist immer noch Hell und direkt unter unserem Fenster bruellt eine angebundene junge Ziege, auf unsere 30cm dicken Schaumstoffmatrazen. Man muss halt nehmen was man bekommt...

Donnerstag, 29. November 2007

Leider immer noch Coyhaique


Das gemeinsame Ziel, den National Park Los Glaciares, versuchen wir über die kleine Siedlung Villa O'Higgins zu erreichen. Von dort kann man mit einer 20 Kilometerwanderung nach Argentinien gelangen. Zu viert stellen wir uns gegen halb 12 etwas ausserhalb der Stadt an die Carretera Austral um unsere Daumen in den Himmel zu strecken sobald wir ein Auto kommen sehen. Eine Stunde später ist alles unverändert und ein leichter Sonnenbrand kündigt sich bereits im Gesicht an. Wir beschliessen uns in zwei Gruppen aufzuteilen um unsere Chancen zu erhöhen. Treffpunkt soll heute Abend um 8:00 Uhr der öffentliche Platz in Cochrane sein. Es soll alles ganz anders kommen!

Nachdem Jörg und ich wiederum eine Stunde später immer noch am gleichen Fleck hocken geht er nachsehen wie es bei den beiden Anderen aussieht. Er sieht sie gerade noch in ein Auto einsteigen und verschwinden. Er findet aber ein paar "Tramper-Schilder" die den anderen Beiden wohl geholfen haben. Wir versuchen es weiter bis wir um 15:00 Uhr resigniert aufgeben und ins Hostel zurückkehren. Der ursprüngliche Weg über Cochrane, Villa O'Higgins, dort mit der Fähre übersetzen und 20km wandern ist nun nicht mehr zu schaffen da die Fähre nur Samstags fährt. Busse gibt es hier z.Z. auch nur alle zwei Tage. Unser Notplan sieht vor, dass wir uns über Puerto Ibañez und Chile Chico über die Grenze nach Los Antiguos durchschlagen. Gesagt, getan. Das schreibt sich jetzt recht einfach, war aber wesentlich umständlicher und hat auch mehr Zeit in Anspruch genommen. Mit unserer gesamten Ausrüstung machen wir uns auf zurück in die Stadt. Wir denken, so ein Busticket wird man wohl am Busterminal bekommen, wo wir mittlerweile schon recht bekannt sind, da wir uns schon den zweiten Tag ständig dort herumtreiben. Falsch gedacht. Nachdem wir jetzt auch wissen wo wir das Ticket für die Fähre bekommen wollen wir das zuerst erledigen. Klappt auch. Aber die Fahrt von hier nach Puerto Ibanez mit dem Bus müssen wir bei einer anderen Gesellschaft kaufen. So jagen wir weiter durch die halbe Stadt zu dem markierten Punkt auf unserem Stadtplan. Mir ist irre warm und der Rucksack drückt nervig auf die Schultern. Aber auch hier zeigen wir eisernen Willen und halten schliesslich mit einem Gewinnergrinsen auch das nächste Ticket in unseren Händen. Vielleicht war dieses Grinsen etwas zu selbstsicher! Aber das kommt erst später...

Was macht man, wenn man gestresst ist und etwas unzufrieden mit der Gesamtsituation? Richtig, shoppen! Nachdem ich mich am Vormittag bereits im Supermarkt mit einem sogenannten Bombilla und einer Ration Mate eingedeckt hatte war ich jetzt noch auf der Suche nach einem passenden Trinkgefäss. Auf dem Rückweg zum Hostel kommen wir an einem Mate-Fachgeschäft vorbei. Dort finde ich was ich suche und Jörg ist nun auch angesteckt und legt sich auch das Nötige zu. Der junge Verkäufer ist wohl von unser Aufmachung beeindruckt und fragt nach dem Gewicht unserer Rucksäcke. Wir hätten keine Ahnung, lassen wir ihn wissen. Er bittet um einen Moment und dann steht er mit einer Federwage vor uns. Jörg's Rucki schafft es auf 30 Kilogramm. Bei mir bleibt die Nadel zum Glück bei 25 stehen. Um die Müdigkeit aus unseren Knochen zu treiben gibt es im Hostel gleich den ersten Aufguss.

Mittwoch, 28. November 2007

Chaitén - Coyhaique

Um 8:00 geht es auf einer 11 Stunden Fahrt auf der Carretera Austral nach Coyhaique. Hier übertreffen sich die Ausblicke alle 10 Minuten auf's Neue. Ich würde immer wieder gern "Stopp! Sofort anhalten!" zum Fahrer rufen um mich einfach auf ein Fleckchen Erde zu setzen und die Landschaft zu geniessen. Natürlich auch um ein paar Fotos zu machen! ;-)

Die Fahrt im Mercedes Sprinter war trotz der insgesamt 2 Stunden Pause ziemlich anstrengend und Sitzfleisch habe ich heute auch keins. Ziemlich erledigt kommen James, Jörg, Jan und ich in Coyhaique an. Unser erster Weg führt uns direkt in eine kleine Kneipe um zwei Pitcher Bier unsere Kehlen hinunter zu stürzen. Erst danach fühlen wir uns befehigt auf die Suche nach einer Unterkunft zu machen.

Dienstag, 27. November 2007

Endlich wieder einmal ausgeschlafen. Da es den ganzen Tag über draussen eher grau und wenig einladend aussieht bleibe ich viel im Hostel. Was hier in der angenehmen Atmosphäre nicht schwer fällt. Die Wattwanderung am Abend wird zu einer sehr interessanten Exkursion, da Jan zwei Jahre Biologie studiert hat und so viel Wissenswertes zu diesem unscheinbaren Lebensraum erklären kann. Angenehm erfrischt und hungrig geht's danach ins Lokal. Bei einer Flasche guten Rotwein schmeckt auch das Essen sehr gut.

Montag, 26. November 2007

Pumalin Park

Zusammen mit Nicolas, einem in Chile lebenden Kanadier, ging es heute auf Tour durch den Pumalin Park. Und wieder bemerke ich die anscheinend für Patagonien typische Gelassenheit. Am Vorabend verabredeten wir uns für halb zehn. Nachdem wir noch kurz Proviant gekauft, in seinem Büro vorbeigeschaut, er an seinem Haus eine Nachricht hinterlassen hat und wir schliesslich noch zwei weiter Interessierte eingesammelt haben ist es 11:00 Uhr als wir Chaitén verlassen.

Dafür ist Nicolas ein sehr amüsanter und kundiger Guide und es macht Spass mit ihm den Park zu entdecken. Zu Beginn laufen wir auf dem kurzen "Alerce Trail" zwischen bis zu 4.000 Jahren alten Alerce Bäumen bevor es weiter zum Wasserfall des Flusses Tronador geht. Zum Abschluss wandern wir zu den beiden "Escondidas"-Wasserfällen. Bereits der untere der Beiden ist herrlich. Leider verlässt mich hier das Akku meiner Kamera nach bereits zwei Aufnahmen. Nachdem ich gestern Abend noch daran dachte ein Ersatzakku zu laden und es auch einzupacken lasse ich es heute jedoch im Auto liegen. Sehr clever! Richtig in den A.... beissen tue ich mich aber als wir den wunderschönen oberen Wasserfall erreichen. Dieser stürzt sich auf gut 15 Metern breite mindestens in doppelter Länge in die Tiefe. Auf dem Rückweg erreichen wir noch den Strand von Santa Barbara. Dieses Fleckchen Erde ist fast zu schön um es länger als eine halbe Stunde zu ertragen. Als plötzlich noch die Flossen von Delphinen auftauchen und die gewölbten Rücken in der Sonne glitzern wundere ich mich, warum jetzt nicht irgendeine tragende Musik einsetzt, der Abspann abläuft und sich der Vorhang schliesst. Ein perfektes Ende für jeden Hollywood-Film. Aber umso mehr für einen traumhaften Tag in einer faszinierender Landschaft.

Als kleine Zugabe gibt es einen herrlich freien Blick auf den östlich von Chaitén gelegenen Vulkan Michinmahuida. Dieser sieht aus wie eine Kopie des Matterhorns.

Pumalin Park

Sonntag, 25. November 2007

Chaitén

Obwohl die Fähre Chaitén um 8:00 erreichen sollte schippern wir zu dieser Uhrzeit immer noch auf dem offenen Gewässer. Die Gischt peitscht über den Bug und das Schiff schaukelt ordentlich hin und her. Wegen des starken Gegenwinds legen wir mit satten fünf Stunden Verspätung um 13:00 endlich an. Wie ich später schnell merken soll läuft in Patagonien alles mit einer gelassener Ruhe ab. Die Unterkunft für die nächsten Tage hatte ich mir bereits gestern bei der Informationsbeschaffung über die Gegend um Chaitén im Internet gesucht. Überraschend werde ich von Stefan am Hafen abgeholt und bin froh nach der letzten Nacht nicht mehr mit dem schweren Gepäck loslaufen zu müssen. Die von ihm geführte Casa Hexagon ist ein zwei Jahre altes und um einen Baumstamm gebautes Heim, das er selbst gebaut. Im Aufenthaltsbereich hat er z.B. grosse Steine als Ersatz für gewöhnliche Fliesen ausgelegt. Auch wenn man aufpassen muss um nicht zu stolpern eine schöne Idee die einen ganz besonderen Flair schafft. Ausserdem findet man im ganzen Haus sehr viele Zeichnungen von befreundeten Künstlern und seine eigenen fantastischen Origami-Gebilde. Nach eigener Auskunft ist er einer der Besten die diese Kunst beherrschen. Er hat wohl mit dieser Leidenschaft auf den Strassen in Deutschland das Geld verdient um hier in dieser Abgeschiedenheit seinen Traum zu verwirklichen. Einen kleinen Eindruck könnt ihr Euch hier verschaffen.

Jörg und Jan, die ich auf der Fähre kennengelernt habe, landen eine Stunde später auch hier nachdem ich ihnen diesen Tipp gegeben habe. Stefan reist bereits seit 10 Jahren durch Patagonien und weiss mit vielen Tipps die Neugier zu wecken. Das Hostal liegt am Rand der Siedlung mit einem herrlichen Blick auf die unberührte Natur. Man braucht nur durch das Gartentor zu gehen und kann sofort loswandern. Obwohl ich eigentlich eben noch hundemüde war und nur noch in mein Bett fallen wollte machen wir uns zusammen gleich wieder auf um die Gegend zu entdecken. Zuerst essen wir aber noch sehr guten Lachs in einer sehr urigen Kneipe. Die Tür ist ein riesiges Eisentor so das man denkt eigentlich gleich in einer Garage zu stehen. Später erreichen wir kurz nach Durchquerung eines Armee-Lagers einen herrlichen Wasserfall der sich abwechselnd von links nach rechts in die Tiefe stürzt. Der dichte Regenwald ist unglaublich faszinierend. Alles ist in sattes Grün getaucht und man sieht vor lauter Pflanzen nicht einmal mehr den Boden.

Samstag, 24. November 2007

Mit der Fähre von Puerto Montt nach Chaitén

Die Zeit bis zur Abfahrt vertreibe ich mir in Puerto Montt mit dem Erkunden der Stadt, Fotografieren und damit einfach das Gesicht in die Sonne zu halten.

Gegen 20:00 mache ich mich auf den Weg zur Fähre, checke dort ein und nutze die verbleibenden zwei Stunden um die Route der nächsten Tage festzulegen. Gegen halb zehn geht es an Board und die Fähre "Alexandrina" legt pünktlich bei Vollmond ab. Innerhalb der ersten zwei Stunden kann ich den Blick immer noch zurück auf die Lichter von Puerto Montt werfen. So gut es geht mache ich es mir auf den schmalen und engen Sitzen auf der Fähre bequem.

Drei Mädels aus Israel, der Ire James, die Briten Chris & Joe und zwei Deutsche, Jörg & Jan, sind neben mir die einzigen Backpacker. Bei einer recht frischen Briese auf dem Deck tauschen wir unsere bisherigen Erlebnisse aus bis jeder versucht etwas Schlaf zu finden.

Freitag, 23. November 2007

Puerto Montt

Eigentlich wollte ich von Cochamó weiter nach Puelo, dort mit einem anderen Bus nach Puelche, wieder umsteigen und schliesslich nach Hornopirén. Von dort wäre eine Fähre nach Caleta Gonzales gefahren und es wäre nicht mehr weit bis nach Chaitén. Also steige ich gegen halb zwölf in den Bus. In Puelo, frage ich mich in der Dorfverwaltung bezüglich der Weiterfahrt durch. Die verträumten Damen meinen dann auch, dass um 13:00 ein Bus nach Puelche vorbeikommt. Ich lege alle meine Hoffnung in ihre Worte und stelle mich an die einzige Strasse. Vielleicht kann ich ja auch das relativ kurze Stück auch einfach trampen. Aber der eh' schon recht spärliche Verkehr fährt entweder nur im Dorf herum oder in die Richtung aus der ich gekommen bin.

Um halb zwei kommt tatsächlich ein Bus und ich atme erleichtert auf. Bevor er hält erkenne ich aber bereits, dass er der gleiche Bus ist aus dem ich vor etwas mehr als einer Stunde ausgestiegen bin. Und heute fährt definitiv kein Bus in die von mir eingeschlagene Richtung. Kurz entschlossen springe ich auf und fahre drei Stunden zurück nach Puerto Varas und gleich weiter nach Puerto Montt um dort morgen auf jeden Fall die Fähre nach Chaitén zu nehmen.

Mittlerweile ist es halb sechs, ich habe mir ein Zimmer genommen und suche in strömenden Regen den Hafen und dort das Büro der Reederei. Schliesslich bekomme ich für 22,- Euro ein Ticket und so geht es dann morgen um 22:00 auf einer zehnstündigen Fahrt nach Chaitén. Und damit bin ich endlich in Patagonien angekommen.

Puerto Montt

Donnerstag, 22. November 2007

Cochamó

Um 9:00 fahre ich in drei Stunden nach Puerto Varas um von dort an mein eigentliches Ziel, Cochamó zu kommen. Mit etwas Durchfragen und Suchen finde ich auch die richtige Haltestelle. Gegen 13:00 geht es weiter und nach 2,5 Stunden über eine weitere Geröllpiste steige ich aus dem Bus und scheine erneut die hektische Zivilisation erfolgreich weit hinter mir gelassen zu haben. Meine Gastfamilie lebt auf einer kleiner Anhöhe direkt am See und so geniesse ich von meinem Zimmer aus den Blick über das Wasser und auf die fernen schneebedeckten Gipfel. Im Garten stehen ein paar Pferde und es ist einmalig ruhig. Mein Zimmer wirkt wie aus dem 19. Jahrhundert, der Herd in der grossen Küche entstammt definitiv aus der Zeit! ;-)

Der kleine Laden hat nicht sehr viel zu bieten und so besteht mein Mittagessen/Abendbrot aus 3 gekochten Eiern, 3 Semmeln und einer Packung Keksen. Die zwei Bier haben dann auch noch etwas satt gemacht. ;-)

Mittwoch, 21. November 2007

Valdivia

Ganz ruhig und ohne grosse Aktion verbringe ich einen sonnigen Tag in Valdivia. Die Seelöwen auf dem Rio Valdivia machen es mir vor und so bekomme ich auch kein schlechtes Gewissen. Auf der Suche nach etwas frischem Obst schlendere ich im Stadtzentrum herum und werde schliesslich auf dem Fischmarkt fündig. Zum Mittag gibt es sehr guten Lachs in einem der vielen Fischrestaurants.

Den Nachmittag nutze ich um endlich wieder etwas hier im Blog zu schreiben. Hatte ja eine ganze Menge aufzuholen. ;-)

Dienstag, 20. November 2007

Puerto Fuy - Valdivia

Am Vormittag mache ich mich auf den Weg nach Puerto Fuy. Mein Plan war dort die Fähre zu nehmen und weiter mit dem Bus nach Argentinien zu fahren. Es sollte wieder einmal ganz anders kommen.

Dieser kleine Ort scheint der Zivilisation noch etwas mehr entrückt zu sein. Die Kühe laufen auf der Suche nach Futter frei durch die Strassen und alles läuft sehr gemütlich ab. Ich suche mir eine Bleibe. Das Hostal San Giovani sieht recht ordentlich aus und ich beziehe mein Zimmer direkt über der Gaststube. Auf der Suche nach etwas zu Essen lande ich im Strandlokal. Die meisten Stühle stehen noch auf den Tischen, es ist immer noch keine Saison, und ich gönne mir vier Empanadas. Schön wieder das Frühstück mit dem Mittagessen erledigt zu haben. Die heutige Fähre soll eigentlich in einer halben Stunde ablegen. Die vielen zur Verankerung dienende Täue sprechen da aber eine ganz andere Sprache. Ich lehne mich zurück, geniesse die Sonne und warte einfach mal ab. Endlich kommt das erste Auto. Ich schlender zu den beiden Herren herüber um sie etwa über den Fahrplan auszufragen. Wie ich erstaunt erfahre wird sich die Fähre heute und auch morgen keinen Zentimeter vom Ufer fortbewegen, denn sie wird repariert. So einfach ist das. OK, das heisst für mich - ich brauche einen neuen Plan.

Um 16:00 Uhr sitze ich wieder im Bus nach Panguipulli. Argentinien habe ich komplett gestrichen. So habe ich etwas mehr Zeit in Chile und kann es die kommenden Tage etwas ruhiger angehen. Zwei Stunden später kaufe ich das nächste Ticket nach Valdivia und um 19:00 sitze ich wieder im Bus. Kurz vor 22:00 bin ich da. In voller Montur bin ich auf dem Weg zum Hostal, verschwinde aber noch schnell im Supermarkt um etwas zu Essen zu besorgen. Das ist heute wieder einmal viel zu kurz gekommen. Mit dem riesigen Rucksack, der Kamera- und meiner Umhängetasche kassiere ich ein paar belustigte Blicke.

Die alte Villa ist ziemlich runtergewirtschaftet. Aber es sieht irgendwie trotzdem gemütlich aus. An der Tür bekomme ich die Info das nichts mehr frei ist. Nein, nicht jetzt. Ich habe echt keine Lust mehr weiter durch die Stadt zu laufen und etwas anderes zu finden. Wie sich herausstellt ist der ältere Herr zum Glück etwas vergesslich und ich bekomme das kleine Dachgeschosszimmer. Den Kopf muss ich dort immer eingezogen halten. Im tiefen Bett sinke ich fast bis auf den Fussboden zurück. Die Familie ist aber auch wieder sehr nett und hilfsbereit. Nach dem ich endlich gegessen und geduscht habe verschwinde ich im Bett.

Montag, 19. November 2007

Choshuenco

Da meine erste Wahl der Unterkunft gestern abend nicht unbedingt die beste Adresse am Platz war und ich für das gleiche Geld auch in einer saubereren Umgebung schlafen konnte habe ich als Erstes heute morgen einen Quartierwechsel in das "Hostal Choshuenco" durchgeführt. Auch das nirgendwo ein Internetcafé zu entdecken war bedeutete wohl, dass ich hier wirklich richtig "weit weg vom Schuss" war.

Mit dem restlichen Käse und Brot, vom gestrigen Abendbrot, bin ich halb elf zu einer dreistündigen Wanderung nach Fondo Enco, einer absolut einsam gelegenen Farm, aufgebrochen. Ich war keine zehn Minuten aus der kleinen Siedlung heraus als mich ein freundlicher Vorbeifahrender fragte ob er mich mitnehmen solle. Ich konnte ihm nur dankend ablehnen. Wandern wollte ich und am besten auch keine weiteren Autos mehr sehen. Auf dem Weg kamen einige schöne Flecken zum Rasten, die ich auch gern genutzt habe. Die Ausblicke auf endlose Weideflächen, schneebedeckte Berg- und Vulkangipfel und kristallklare Bäche waren jeden Schritt wert. Gegen halb fünf kehrte ich zufrieden zurück. Nur meine Füsse hatten in den noch nicht eingelaufenen Schuhen ziemlich gelitten. Anschliessend liess ich mir endlich auch mal wieder ein ordentliches Essen servieren. Nach etwas Tagebuchschreiben und ein paar gelesenen Seiten im Roman war ich eingeschlafen.

Choshuenco

Sonntag, 18. November 2007

Auf dem Weg durch das Seengebiet

Mit dem Ziel Panguipulli mache ich mich gegen 11:00 Uhr auf den Weg zum Busterminal. Wie sich herausstellen soll werde ich für eine Strecke von ungefähr zwei Stunden Fahrtzeit den ganzen Tag brauchen. Die erste Fahrt nach Villarica ist genauso schnell vorbei wie die sich anschliessende. Schnell bin ich gegen 12:00 Uhr in diesem kleinen und verschlafenen Ort Lican Ray. Und es ist Samstag. In der "Hauptstrasse" sind die meisten Geschäfte noch verriegelt denn die Hauptsaison beginnt erst in ein paar Wochen und dieser kleine Badeort hat offensichtlich auch nicht mehr zu bieten.

Die Strasse ist leer und ich blicke mich hilfesuchend nach einem ansprechbaren Einwohner um. Die erste Auskunft, meine Weiterreise betreffend, erkämpfe ich mir bei einem Jugendlichen der offensichtlich eher die Absicht hat mir eine schöne Geschichte zu erzählen als mir beim Verlassen dieses trüben Orts behilflich zu sein. Die frohe Auskunft - heute fährt überhaupt kein Bus von hier fort. Ich sehe nirgendwo eine Hostel. Ich bekomme es nicht mit der Angst zu tun, eher beginne ich resignierend zu lächeln und denke nur "na toll". Aus einem kleinen Laden hole ich mir zwei Bananen und eine Packung Kekse um das bis dahin aufgeschobene Frühstück in dem kleinen "Stadtpark" nachzuholen. Auch in der Hoffnung danach wieder etwas klarer denken zu können. Ich laufe die trostlose Strasse ab und erhalte erste Hinweise auf einen Minibus-Service der wohl auch am Samstag fährt, wenn mich meine Spanischkenntnisse nicht im Stich lassen. Um 14:30 Uhr soll ich erlöst werden. Mit meinem Roman mache ich es mir auf der Parkbank für weitere zwei Stunden gemütlich und harre der Dinge die da kommen mögen.

Um kurz vor 15:00 Uhr bin ich tatsächlich Richtung Panguipulli unterwegs. Die Fahrt dauert knappe 30 Minuten. Das hätte ich auch laufen können, denke ich mir so. In Panguipulli klappere ich verschiedene Hostels ab. Die erste Wahl war voll besetzt. An der Stelle des zweiten steht nun ein moderner Supermarkt. Die anderen wollten zwischen sieben- und achttausend Pesos (EUR 10-11) pro Nacht. Irgendwie war mir das zu teuer. Da ich sich mittlerweile auch schon wieder der Hunger bei mir meldete wurden noch schnell ein paar Semmeln, Käse und ein paar Gewürzgurken besorgt. Am Busterminal hole ich mir ein Ticket nach Choshuenco und verputze gleich das Eingekaufte da ich den Bus gerade verpasst habe und so noch einmal 2,5 Stunden warten kann. Irgendwann auf der Fahrt endet plötzlich der Asphalt und die Leitplanken verschwinden und es geht auf einer Schotterpiste weiter. Gegen 20:00 Uhr erreiche ich Choshuenco, ein kleiner Ort wieder an einem See gelegen mit geschätzten 300 Einwohnern. Sehr still und einsam. Ich bin der einzige Tourist. Es gefällt mir auf Anhieb!

Samstag, 17. November 2007

Auszeit

Ich habe es ja bereits angekündigt. Die letzten beiden Tage habe ich es mir mit Decken auf der Couch am Kamin gemütlich gemacht und den Roman "Die Nebel von Avalon" angefangen zu lesen. Mittlerweile bin ich ziemlich fit wenn es um Artus und seine Ritter der Tafelrunde geht. ;-)

Donnerstag, 15. November 2007

Pucon - Lake District

Wow, was für ein Anblick! Ich blicke von meinem Sitz aus durch die mit kleinen Eiskristallen überzogene Fensterscheibe während die Sonne am Horizont aufgeht. Raureif überzieht die Wiesen und Nebel hängt dicht über den weiten Grünflächen. Immer wieder flackert die Sonne durch die Blätter der Bäume und wirft ihre Strahlen wie ein Fächer auf die Landschaft. Einsame Scheunen und endlose Zäune machen das Bild perfekt! Mit einem breiten Grinsen sitze ich noch völlig verschlafen in meinen miefigen Klamotten und ärgere mich bereits wieder, das sich mir die schönsten Motive oft nur zeigen wenn ich im Bus sitze und mit der Kamera nichts anfangen kann. Aber ich glaube, diesen Anblick werde ich auch so nie wieder vergessen.

Pucon, ein kleiner Ort am Lago Villarica und Blick auf den gleichnamigen Vulkan ist genau was ich gesucht hatte. Scott gab mir die Adresse von einem kleinen Hostel etwas entfernt vom Stadtzentrum, mit dem Tipp es würde sich lohnen. Und das hat es. Das "Monkey Puzzle" ist ein kleines Haus mit grossen Fensterflächen, gemütlichen Sitzgelegenheiten und einem kleinen Kamin. Die Busfahrt hatte ich nur dank zweier Aspirin meines Nachbarn überlebt aber ich fühlte mich trotzdem völlig zerschlagen und kaputt. Und meine Nase liess sich eh' schon nicht mehr abstellen. Das Hostel war also der perfekte Ort um mich ein paar Tage lang von meiner Erkältung zu erholen.

Nach ein paar Stunden Schlaf war die obligatorische Runde durch die Stadt fällig. Auf dem Bummel kaufte ich allerhand Zitrusfrüchte ein um die Erkältung in den Griff zu bekommen. Die nächsten Tage sollten ganz im Zeichen von Heisser Zitrone, Tee und viel Schlaf stehen!

Mittwoch, 14. November 2007

Santiago - Pucon

Erneut hiess es heute Rucksack packen nachdem ich die letzten Tage meine Route zusammen gestellt hatte. Oftmals verlasse ich einen Ort ohne es recht zu wollen. Auch wenn die Unterkunft einmal nicht so besonders ist. Man hat sich eingelebt, kennt sich etwas in der näheren Umgebung aus und hat auch einmal Zeit auszuruhen. Reisen kann auch anstrengend sein! Aber daran ist man oft selbst Schuld. Aber was hilft es, meine Reiseroute ist deshalb jetzt schon auf ein Minimum an "Natur-Attraktionen" zusammen geschrumpft.

Am Abend ging es dann mit dem Nachtbus um 21:45 nach Pucon in das Seengebiet von Chile.

Dienstag, 13. November 2007

Schon wieder ein paar ruhige Tage...

Zwei Tage Entspannung und nichts machen. Das ist ein Luxus! Na ja, die kleine Erkältung hatte es einfach so gewollt. Und ich nicht den Elan mich dagegen zu stemmen.

Heute habe ich endlich ein paar neue Trekkingschuhe bekommen. Solide North-Face Boots sind es geworden, Gore-Tex und Vibram-Sohle. Also aller Schnickschnack von heute. Die ruhigen Tage habe ich auch mal wieder zum Wäsche waschen genutzt. Scott hat natürlich keine Waschmaschine. Das heisst, Wasser mit dem Gartenschlauch in eine grosse Wanne füllen und mit der Hand loslegen. Hab' das Ganze nach etwas Schrubberei eher einweichen lassen und dann war es irgendwann auch wie neu!

Sonntag, 11. November 2007

Streifzüge in Santiago

Nach einer erholsamen Nacht & einem guten Frühstück mache ich mich auf den Weg ins Stadtzentrum von Santiago. Da meine Unterkunft etwas ausserhalb liegt brauche ich eine gute Stunde und dann verschwinde ich im Trubel der Grossstadt. Obwohl hier 6 Millionen Menschen leben wirkt das Strassenleben sehr locker. Keine ständig hupenden Taxifahrer wie in Equador und Peru. Keine fliegenden Händler die einem alles mögliche verkaufen wollen. Es ist alles sehr westlich. Und sehr sauber. In den Einkaufsmeilen findet man grosse Malls und Geschäfte nur zu gut bekannter Fast-Food-Ketten. Von den Gebäudefronten rieselt leise entspannte Musik aus den Lautsprechern und auf die Passanten.

Der Fischmarkt mit seinen vielen kleinen Ständen und Restaurants in der Nähe des Plaza de Armas ist eine kleine Attraktion. Es gibt eine riesige Auswahl an Fischen und Meeresfrüchten zu bestaunen. Vieles davon habe ich noch nie im Leben gesehen. Manches Tier ist halb so gross wie ich und wiegt wahrscheinlich auch die Hälfte von mir.

Endlich gibt es auch ein paar gute Geschäfte um ein paar neue Trekkingschuhe zu finden. Auf dem Rückweg decke ich mich mit Lebensmitteln ein um endlich einmal wieder selbst zu kochen. Es gibt Suppe. Das Hühnchenfleisch sieht zwar bereits verdächtig aus, denke ich, andererseits habe ich mit Sicherheit schon Fleisch mit einer viel höheren Bedenklichkeitsstufe auf der bisherigen Reise gegessen. Am Abend schmeckt es und vom Magen kommen auch keine beängstigenden Rückmeldungen.

Scott ist ein sehr hilfreicher Hostelbetreiber, wenn auch ein bischen merkwürdig. Seine Gäste dürfen z.B. nicht abwaschen. Da will ich mich bestimmt nicht drüber beschweren. Das es im ganzen Haus aber kein Spülmittel gibt und er den Abwasch mit einem Schwamm aus grauer Vorzeit erledigt wirkt etwas suspekt. Am besten einfach keine Gedanken darüber verschwenden. Er ist auf jeden Fall ein sehr naturliebender Bursche und versucht die Verschmutzung durch den Menschen auf ein Minimum zu beschränken. Ein Auto hat er aber auch im Hinterhof stehen.

Später sitzen alle über Karten und Reiseführer gebäugt am Küchentisch um eine gute Route für die geplante Zeit auszuarbeiten. Ein guter aber billiger Rotwein fehlt natürlich auch nicht.

Santiago de Chile

Samstag, 10. November 2007

Auf die Minute 22 Stunden später...

...wackeln meine Beine aus dem Bus und auf den Beton des Terminals in Santiago. Ich hatte die ganze Fahrt über Kopfschmerzen. Die Tabletten waren leider im grossen Rucksack im Laderaum. Recht elend fühlend suche ich mir ein Taxi.

Laut Footprint klang die Unterkunft in Scott's Habitat nicht schlecht und sie war nicht weit entfernt. Ich hatte Glück, ein tschechisches Pärchen hatte nichts gegen meine Gesellschaft in ihrem Raum und so hatte ich eine Schlafgelegenheit. Scott reichte mir erstmal einen Welcome-Saft und ich entspannte mich endlich. In der Küche kam ich mit Victor aus Kansas City, Dörthe und Victor (Spanier) und den beiden Tschechen schnell ins Gespräch. Die beiden Paare hatten unabhängig voneinander vor ein Auto zu kaufen und so Südamerika zu bereisen.

Der fehlende Schlaf zwang mich dann am Abend recht schnell in die Knie.

Donnerstag, 8. November 2007

San Pedro de Atacama - Santiago de Chile

In San Pedro angekommen versuche ich, zusammen mit Gisela und David, eine billige Unterkunft zu finden. Es scheint aber aussichtslos. Das hässlichste fensterlose Verlies kostet über $10. Für mich ein Grund schnellstens von hier zu verschwinden. Deshalb kaufe ich mir umgehend ein Busticket direkt nach Santiago. Den Tag verbringe ich mit einem guten Essen, fotografieren und mit Gisela, David, Ilse und Klaus bei einem Bier zum Abschied.

Um 19:30 setzt sich mein Bus in San Pedro in Bewegung um 22 Stunden später in Santiago de Chile anzukommen.

Mittwoch, 7. November 2007

Salar de Uyuni

Es ist halb elf und wir stehen seit einer halben Stunde vor dem Büro der Agentur. Eigentlich sollte es jeden Moment losgehen. Der Jeep ist weit und breit nicht zu sehen, der Mitarbeiter klärt uns auf, das an der Tankstelle wohl Hochbetrieb herrschen muss. Warum der Jeep erst am Tag der Abfahrt aufgetankt werden muss bleibt mir auch nach der Erklärung schleierhaft. Die Leute machen das ja nicht zum ersten Mal, denke ich mir, und entspanne mich wieder. Ausserdem warten wir ja auch noch auf ein paar andere Teilnehmer, die direkt aus La Paz kommen. Da wären zum einen Ilse und Klaus aus Frankfurt (Main) und Gisela & David aus Spanien. Wir kommen alle schnell ins Gespräch und verstehen uns auf Anhieb sehr gut.

Unser Gepäck ist verstaut und wir verlassen Uyuni. Nach einigen Minuten Fahrt erreichen wir auch schon den alten Eisenbahnfriedhof in der Nähe, unser erster Stopp. Diese alten Giganten rosten in der Öde dahin und werden es wahrscheinlich auch noch Jahrzehnte tun, allein schon für die vielen Touristen. Viel Zeit um gute Fotos machen zu können bleibt nicht. Unser Fahrer, Christobal, ruft uns noch "trenta minutos" hinterher während ich im Gehen bereits den Objektivdeckel ab und dafür einen Filter draufschraube.

Weiter gehts zu dem kleinen Ort Colchani, wo wir etwas über den Salzabbau erfahren könnten, wenn wir nicht schon wieder mit Fotografieren beschäftigt wären. Wieder gehts rein in den Jeep und ein paar Minuten später auch schon wieder raus um auf die ersten Salzberge zu blicken. Aber viel mehr fasziniert mich diese anscheinende Endlosigkeit die sich am Horizont andeutet. Es bleibt keine Zeit um die ersten Eindrücke zu verarbeiten, Christobal drückt schon auf die Hupe. Wie sich in den folgenden Tagen herausstellen wird ist sie ein bequemes Instrument um berauschte Touristen wieder zur Vernunft zu bringen. Wir preschen weiter und stoppen am Hotel de Sal, mitten auf dem Salar. Aus ökologischen Gründen wurde das Hotel eingestellt. Da unsere junge Köchin, Maria, hier das Mittag für uns zubereitet bleibt auch Zeit ein kühles Bier zu geniessen.

Wir fahren ein paar Stunden weiter und erreichen gegen 16:00 die Isla de Incahuasi. Die mit bis zu zwölf Meter hohen und 1.200 Jahre alten Kakteen bedeckte Insel ist ein kleines Paradies inmitten dieses blendenden Weiss des Salars. Eine Stunde bleibt uns um den Ort zu geniessen. Selten erschienen mir 60 Minuten derartig kurz. Ich haste über die Insel, suche gute Motive, wechsel Objektive und Filter und habe eigentlich keine Zeit den fantastischen Ort zu geniessen. Ich sehe die Anderen bereits zurücklaufen als auch ich die endgültige Hupe ertönen höre. Verdammt! Aber wir müssen uns beeilen, denn Christobal möchte uns zum Sonnenuntergang noch etwas weiter südwestlich auf dem Salar absetzen. Hier haben wir endlich einmal genug Zeit um diese grossartige Landschaft zu geniessen. Es herrscht absolute Stille. Kein einziges Geräusch dringt zu uns durch. Fantastisch!

Die Sonne ist untergegangen und innerhalb von 10 Minuten fällt die Temperatur um 10 Grad. Es wird sofort kalt. Die Nacht verbringen wir in einem Salzhotel am Rand des Salars in der Nähe von Chuvica.

Am folgenden Tag erreichen wir San Juan de Rosario. In dem kleinen Ort gibt es in einem Museum eine Mumie zu besichtigen. Ich verliere hier aber das Okular meiner Kamera und verbringe die meiste Zeit mit der Suche danach. Wenigstens war ich erfolgreich. Wenige Minuten später erreichen wir einen alten Friedhof, Necropolis, aus Vor-Inka-Zeiten. Die Gebeine liegen in grösseren ausgehölten Korallenformationen. Einige auch einfach auf dem Boden. Nach zehn Minuten geht es aber auch schon wieder weiter und wir halten an einem Aussichtspunkt auf den aktiven Vulkan Ollagüe, auf dessen Spitze ständig eine Rauchfahne weht.

Obwohl die Agentur uns 2 Liter Wasser pro Person am Tag zugesichert hat ist davon weit und breit nichts zu sehen. Auch Christobal verneint unsere Frage danach. Nachdem wir gestern unser letztes eigenes Wasser verbraucht haben ist es heute in der Höhe und bei der Wärme recht anstrengend. Zum Glück haben Ilse und Klaus etwas Wasser für uns. Eine mir unbegreifliche Fahrlässigkeit der Agentur!

Nach 30 Minuten hetzen wir weiter. Wir besuchen die Laguna Canapa, ein von farbenprächtigen Bergen eingerahmter Ort, an der wir die ersten Flamingos des Tages beobachten können. Während Maria unser Essen zubereitet sind wir ziemlich beschäftigt diese Landschaft zu geniessen und das ganze irgendwie in die Kamera zu zwingen. Wäre ich nicht so hunrig würde ich die Rufe der Anderen, an den Mittagstisch zu kommen, einfach ignorieren. Es ist atemberaubend schön hier!

Es folgen die beiden Lagunen Hedionda und Chiarcota. Beide bieten noch mehr Flamingos und weitere wunderbare Ausblicke. Die Fahrt geht durch eine endlos scheinende Mondlandschaft weiter. Immer wieder bin ich völlig fasziniert von den farbenprächtigen Berghängen. Und es ist nur Gestein, das letzte Grün liegt mehr als zwei Tage hinter mir. Als wir Arbol de Piedre erreichen kann ich meine Begeisterungsfähigkeit sogar noch etwas weiter steigern. Der "steinerne Baum" sieht einfach unglaublich aus und das Licht ist geradezu perfekt.

Wir haben etwas gebummelt und die Zeit wird knapp um zum Sonnenuntergang die Laguna Colorada zu erreichen. Plötzlich bleibt unser Jeep stehen. Alles klar, ich ahne es, ein Blick auf die Tankanzeige bestätigt meine Vermutung. Anstatt die letzte Pause zum Betanken zu nutzen stehen wir jetzt da und Klaus hilft Christobal. An der Lagune erhaschen wir die letzten Augenblicke des Sonnenuntergangs und es wird wieder einmal sofort eiskalt. Die erste Herberge ist bereits komplett belegt und wir fahren noch einmal 30 Minuten weiter um unser Lager auf 4.370 Höhenmetern zu beziehen.

Um 4:30 heisst es Aufstehen. Auf uns wartet die gut eine Stunde Fahrtzeit entfernt gelegene "Sol de Mañana", ca. 90 Grad heisse Geysire. Hier kann man ohne Wegen folgen zu müssen oder von Absperrungen behindert über das Terrain laufen. Nicht ganz ungefährlich, wenn man bedenkt wie unstabil solch eine Gegend ist. Aber wir sind ja in Bolivien. Obwohl es bitter kalt ist, meine Handschuhe habe ich leider im grossen Rucksack vergessen, und es bis zum Himmel nach verfaulten Eiern stinkt ist auch dieser Ort faszinierend. Die Sonne bricht durch die Dunstschwaden. Vereinzelt kann man andere Personen ausmachen, die dann gleich wieder zu verschwinden scheinen. Eine ganz tolle Stimmung. Wenn uns Christobal nicht zur Weiterfahrt bewegen würde wäre ich es der spätestens jetzt darauf drängen würde. Es ist mittlerweile 6:00, ich habe genug von der stinkenden Luft inhaliert und mein Hungergefühl lässt sich nicht mehr ignorieren.

An einer weiteren Lagune lässt die Sonne riesige Mengen Feuchtigkeit verdunsten und die zusammen mit den Nebelschwaden bilden sich herrliche Anblicke. Wir lassen uns den von Maria gebackenen Kuchen und einen warmen Tee zum Frühstück schmecken. Ein absolutes Highlight wartet leider bis zum Schluss auf uns und wir können es nur 10 Minuten geniessen, die Laguna Verde. Sie befindet sich direkt am Fuss des Vulkans Lincancabur und wartet mit einem strahlend weissen Ufer und leuchtend grünem Wasser auf. Erneut bin ich sprachlos. Mache wie in Trance ein paar Panorama-Aufnahmen. Geniessen kann ich den Anblick in der kurzen Zeit leider nicht. Wir müssen gegen 10:00 den Bus an der Grenze erwischen.

Schaffen wir auch. Wir verabschieden uns von Christobal und Maria. Von Mario muss ich mich ebenso verabschieden. Und das an seinem Geburtstag! Da er noch in Bolivien bleiben möchte fährt er nach Uyuni zurück während ich in den Bus steige der mich nach Chile bringt. Ein komisches Gefühl, den langjährigen Freund und nun auch mehrmonatigen Reisegefährten durch eine Scheibe getrennt in der staubigen Pampa stehen zu lassen. Zu wissen, dass man sich wohl erst in 5 Wochen wieder sehen wird, erzeugt ein komisches Gefühl in der Magengegend. Aber es ist auch aufregend. Wir albern noch etwas herum. Ich versuche etwas von den Erklärungen des Busfahrers zur Einreise nach Chile mitzubekommen, drehe mich noch einmal nach Mario um aber er ist schon weg. Kommt man allein zurecht? Wird es langweilig? Ich werde es erleben!

Die Einreisebedingungen für Chile sind recht streng. Auf Anraten des Busfahrers werden Tüten voller Coca-Blätter entsorgt und es fliegen die Marihuana-Tüten während der Fahrt aus dem Bus. An der Grenzstation wird jeder Rucksack geöffnet und grob durchgeschaut. Kurz darauf steige ich in San Pedro de Atacama aus dem Bus. Bin in Chile angekommen.

Salar de Uyuni

Dienstag, 6. November 2007

Entscheidungen

Wir klappern einige Agenturen ab um einen guten Preis für eine 3-Tages-Tour durch den Salar zu bekommen. Für $70 erschien uns ein Angebot auch ganz vernünftig und wir machten Nägel mit Köpfen.

Schon in den letzten Tagen hat sich gezeigt, dass Mario und ich unterschiedlicher Meinung bezüglich unserer weiteren Reiseziele in Südamerika waren. Mario wollte sehr gern noch einen Vulkan in Bolivien besteigen und einfach noch etwas Zeit im Land verbringen. Während es mich auch weiterhin sehr stark entsprechend unserer geplanten Route nach Süden zum Torres del Paine Nationalpark zog. Damit keiner von uns auf seine Träume verzichten muss, haben wir uns entschieden, in der uns verbleibenden Zeit in Südamerika getrennt weiter zu reisen. Spätestens am 15.12. sehen wir uns dann in Buenos Aires für die nächsten gemeinsamen Abenteuer in Neuseeland wieder.

Aber erstmal wollten wir die kommenden 3 Tage auf dem Salar de Uyuni geniessen!

Sonntag, 4. November 2007

La Paz, Oruro & Uyuni

Da mittlerweile die für Südamerika verbleibende Zeit knapper wird haben wir uns heute aus La Paz verabschiedet. Auch wenn es hier sicher eine Menge zu entdecken gibt! Da sind die getrockneten Lama-Embryonen auf dem Hexenmarkt sicher nicht das Verrückteste. Diese werden übrigens in den Grundmauern der Häuser verbaut um so den Hausfrieden sicherzustellen und für Glück zu sorgen.

Gegen 13:00 ging es in knapp vier Stunden nach Oruro. Eine Stadt mitten im Nichts. Bis auf Quechuagras und ein paar kleine Sträucher war auf der Fahrt keine Vegetation auszumachen. Die wenigen Anreize haben uns auch gleich das nächste Busticket nach Uyuni bezahlen lassen. Nach einem Mate de Coca (EUR 0,20) und einer Lasagne (EUR 1,60) ging es um 20:00 weiter. Die Qualität der Busse und die Strassenverhältnisse nehmen hier in gleichem Verhältnis ab. Während der Fahrt habe ich bereits überlegt mit welchem passenden Bildnis ich dies beschreiben könnte. Am besten bietet sich vielleicht die Welt des Käses an. Die ersten zwei Stunden verbrachten wir auf einer Emmentaler-Strasse. Der folgende kurze Abschnitt hatte etwas von einem Gauda, Löcher so gross, das unser Bus hätte leicht darin verschwinden können. Die restlichen fünf Stunden fuhren wir auf einer empfindlichen Tilsitter-Strecke die einen leicht an die Rally Paris-Dackar erinnerte. Die Strasse war vollständig verschwunden und durch eine Sand- und Geröllpiste ausgetauscht. Unser Bus schaukelte wie ein Segelboot durch die Nacht. Der Wunsch einiger Fahrgäste im Bus wurde auch prompt erfüllt. So plärrte mir, nach Jahren der Ruhe und des Friedens, Haddaway seine ewige Frage "What is love" um die Ohren und La Bouche versuchten mit "Wanna be my lover" meine ungeteilte Aufmerksamkeit zu erhaschen. Beide hatten keine Chance! Überhaupt läuft in ganz Südamerika überall Musik aus den 80ern und leider auch ganz viel von der schlechten Sorte aus den 90ern. Gegen 3:00 Uhr sind wir eine Stunde zu früh in Uyuni angekommen und alle, die wie wir hier kein Zuhause haben, machen es sich für die kommenden drei Stunden bei zunehmender Eiseskälte im Bus noch einmal "gemütlich" um den Morgen abzuwarten.

Samstag, 3. November 2007

Isla del Sol und der Titicaca See

Unglaublich! Wir schaffen es um sieben aus den Betten, die Rucksäcke zu deponieren, das Zimmer zu bezahlen, Geld zu wechseln, das Busticket nach La Paz zu kaufen und zu frühstücken um pünktlich zur Abfahrt um 8:00 am Boot in Richtung Isla del Sol zu sein. In See gestochen sind wir dann um 8:45. Ich finde jeder Tag sollte so beginnen!

Eigentlich ohne grosse Erwartungen sind wir gute zwei Stunden später an der Nordspitze der Insel angekommen. Die Isla del Sol beherbergt, der geläufigsten Inka-Schöpfungstheorie folgend, den Geburtsort der beiden Götterkinder Manco Kapac und Mama Ocllo in Form eines heiligen Felsens. Nun hatten wir gute fünf Stunden Zeit um eine Wanderung bis zur Südspitze zu machen. Wie wir recht schnell merken sollten haben es sich die paar wenigen Bewohner der Insel zur Angewohnheit gemacht die Touristen für Fotos bezahlen zu lassen. Und wenn es nur die eigene Schafherde ist, die dem künstlerisch ambitionierten Hobbyfotografen gerade ein paar Verrenkungen wert ist. Ein junges Mädel bestand ganz hartnäckig auf ihre Bezahlung. Leider hatten wir unser letztes bolivianisches Geld für die Tickets springen lassen. Und jetzt erklär' mal auf Quechua das dein kleinster Geldschein eine 10-Dollar-Note ist. Obwohl sie nur einen Boliviano haben wollte, meinte das Mädel plötzlich mit einem verschmitzten Grinsen, das sie auch Dollar nimmt und wir uns für den Rest noch ein, zwei Wasserflaschen und etwas zu knabbern nehmen könnten. (Der Dollar ist momentan 8 Bolivianos wert!) Wir haben uns noch einige Male bei ihr entschuldigt und mehr oder weniger lachend haben sich dann unsere Wege getrennt. Auch wenn wir die heiligen Orte und historischen Stätten der Insel aus finanzpolitischen Gründen gemieden haben war es ein absolut entspannter Tag mit bestem Wetter.

Um 18:30 sollte unser Bus nach La Paz fahren. Gegen halb sechs kamen wir von unserem Ausflug zurück. Spontan wollten wir noch Trucha (Forelle) in einem der Strandrestaurants (Holzhütten mit Gartenstühlen) essen. Unser Plan, dort Platz zu nehmen wo keine Gäste sitzen um besonders schnell das Essen serviert zu bekommen, wollte nicht so richtig aufgehen. Als es soweit war hatten wir 15 Minuten um die wirklich gute Forelle zu verschlingen, die Rucksäcke aus dem Hotel zu holen und unseren Bus zu finden. Wie immer herrscht ziemliches Chaos vor der Abfahrt und wir werden hektisch zum falschen Bus gewunken und unsere Rucksäcke auf das Dach verfrachtet. Als sich dann im Bus die Anzahl der Sitzplätze ungleich zu der Anzahl der Fahrgäste verhält wird der Irrtum schnell augenscheinlich. Der "richtige Bus" klingt wie ein Panzer und sieht aus als hätte er an beiden Weltkriegen teilgenommen. An der Fährstation steigt die Mehrzahl der Reisenden aus, Mario auch um etwas zu trinken zu holen. Ich bleibe sitzen und beobachte wie der Bus auf die wacklige Holzfähre rollt. In der Zeit verschwinden die anderen Reisenden in einem kleinen Boot, das sie anscheinend schneller an's andere Ufer bringt. Mario habe ich in der Dunkelheit aus den Augen verloren als sich auch der Bus vom Ufer zu entfernen beginnt. In der guten halben Stunde der Überfahrt habe ich genug Zeit um mir Gedanken zu machen ob ich Mario heute noch einmal wiedersehe oder am anderen Ufer mit den Rucksäcken den Bus verlassen soll. Erstaunt beobachte ich, das die Fährmänner nur mit Taschenlampen ausgestattet ihre Fracht zwischen den vielen anderen Booten hindurch manövrieren. Mit einem Grinsen denke ich an Deutschland und die Wahrscheinlichkeit der gleichen Szenerie. Auf der anderen Seite steigt dann auch Mario wieder in den Bus und wir legen grinsend Verhaltensmassnahmen für eventuell folgende Ereignisse dieser Art fest. Wieder auf der Strasse sehen wir später einen Geländewagen völlig zerbeult und auf dem Dach im Strassengraben liegend. Die Insassen liegen aus dem Fahrzeug geschleudert tot auf der Fahrbahn.

Es ist kurz nach 22:00 Uhr und wir fahren seit gut 30 Minuten durch die Aussenbezirke von La Paz als der Blick endlich über den Rand des Altiplano und in den Canyon frei wird. Ein riesiges Lichtermeer deutet die Ausmasse der Stadt an. Kontrastprogramm bieten die Ärmsten der Armen, die in Müllbergen an der Strasse liegen und Reste von Essbarem in ihre eigenen Plastetüten klauben. Dazwischen sieht man kopulierende Hunde. Ich möchte durch keine der endlos langen und schwach beleuchteten abzweigenden Strassen alleine gehen müssen.

La Paz ist die höchstgelegene Hauptstadt der Welt. Das Stadtzentrum befindet sich auf 3.636 Höhenmetern, 400 Meter unterhalb des Flughafens und der Neustadt El Alto. Die Häuser der Armenviertel klammern sich an den Rand des Canyons und erstrecken sich weit über das Altiplano hinaus. Wir verlassen den Bus im Friedhofsviertel. Sofort begrüssen uns zwei Polizisten und klären uns über die in La Paz herrschenden Sicherheitsrisiken auf. Es ist spät, das gesprochene Spanisch zu schnell für unsere Ohren, aber wir bekommen die Kernaussagen mit. Unser Reiseführer war in der Beziehung schon recht informativ. Dass die Polizisten persönlich das Taxi für uns heranwinken, sich die Fahrerlaubnis des Fahrers geben lassen und das Kennzeichen notieren, lässt Unerfreuliches erahnen. Das Hostel ist wieder eine Entäuschung.

Isla del Sol

Donnerstag, 1. November 2007

Der 1. November bleibt ruhig! Ich habe keine Ahnung wieso! ;-)

Am Nachmittag entfliehen wir dem touristischen Treiben und laufen ein paar Kilometer am Ufer entlang, machen Fotos, liegen in der Sonne und geniessen die Ruhe.

Hat gut getan!

Auf dem Weg nach Bolivien

Am Vormittag schauen wir uns in Puno kurz an der peruanischen Seite des Titicaca See's um. Irgendwie hat man sich hier alles ganz anders vorgestellt. Klar, die Ausflugsbote dürfen nicht fehlen. Auf der unbefestigten Strasse zum See kommen wir an unzähligen lose zusammengeschusterten Bretterbuden, die sich offensichtlich als Verkaufsstände der einheimischen Handwerkskunst getarnt haben, vorbei. Ein paar einsame Tretboote gondeln auf einem mit Entengrütze überzogenen Teich herum. Der Müll fliegt kreuz und quer am Ufer herum und es scheint niemanden zu stören! Die ganze Stadt macht einen unaufgeräumten und etwas verwahrlosten Eindruck.

Gegen 15:30 fahren wir nach Copacabana und reisen damit nach Bolivien ein. An der Grenze geht es ziemlich locker zu. Schnell bei der peruanischen Polizei vorbei geschaut und den ersten Stempel abgeholt, dann weiter zur Einwanderungsbehörde ein Gebäude daneben. Hier gab es noch einen extra grossen Ausreisestempel in den Reisepass und auch noch ein paar auf unser nun wertlos gewordenes Einreiseformular, dass der Beamte eh auf seinem Schreibtisch behalten sollte. Ein paar hundert Meter weiter sind wir in Bolivien. Die Grenze gibt sich mit Restaurants, Bars & Verkaufsständen gesäumt eigentlich gar nicht als solche zu erkennen. Nur das kleine dazwischen gedrängte Gebäude der bolivianischen Einwanderungsbehörde weist darauf hin. Die Beamten haben kein Interesse an den gemachten Angaben auf unseren Einreisepapieren, noch verschwenden sie einen Blick in unsere Reisepässe. Aber die Stempel landen mit dem gleichen Enthusiasmus auf unseren Papieren. Ordnung muss sein!

In Copacabana können wir uns mit den drei jungen Männern, die anscheinend das Hotel leiten, schnell auf den halben Preis einigen. Da wir nun in Bolivien sind und ausserdem noch Halloween ist genehmigen wir uns ein paar Bier & White Russian und essen noch etwas.