Sonntag, 23. September 2007

Piura & Chiclayo

Auf unserer Fahrt nach Piura verändert sich die Landschaft nach der Grenze wirklich schnell. Es wird wesentlich trockener und das Grün verschwindet immer mehr. Ungefähr 15 Minuten bevor wir Piura erreichen beginnt das die Stadt umschliessende Armenviertel. Ich komme mir vor wie in Namibia! Wir fahren an einfachsten Lehm- oder Strohhütten vorbei. Die Strasse ist immer wieder hunderte Meter lang vom Abfall gesäumt. Auf den festgetrettenen Staubwegen stehen Esel und Pferde an einzelne Hütten festgebunden. Da ich keine Strommasten sehe glaube ich nicht das es hier überhaupt Strom gibt. Mit Wasser versorgen sich die hier lebenden offensichtlich über Grundwasserbrunnen die vereinzelt zu sehen sind. Alles ist zerfallen oder im Begriff sich in Ruinen zu verwandeln. Im Stadtzentrum schwirren tausende von kleinen gelben Taxis oder dreirädrige Mofa-Rickschas auf den Strassen umher. Es scheint unmöglich lebend auf die andere Strassenseite zu gelangen. Es ist zwar etwas ungewohnt, aber wenn man einfach losläuft kommt man auch in einem Stück auf der anderen Seite an.

Wir kommen aus dem Busbahnhof heraus und binnen sekundenbruchteilen stürzen die Einheimischen auf uns ein. Kauf meine Kugelschreiber! Du brauchst doch dieses praktische Set Scheren! Meine süssen Teilchen sind die Besten - kauf! Hier ist mein Taxi, los gehts! Also treten wir die Flucht nach vorn an und verneinen alles dankend. Das Abenteuern der vergangenen Nacht noch im Genick und von den ersten Eindrücken hier geschockt empfinden wir Piura einfach nur als schrecklich und entschliessen uns für weitere 3 Stunden Busfahrt um nach Chiclayo zu kommen. Mittlerweile ist es um 9:00 und wir sind seit 12 Stunden unterwegs. Die richtige Busstation finden wir auch gleich und eine halbe Stunde später sitzen wir im wieder im Bus.

Das Stadtbild von Chiclayo ist dem Piuras leider ziemlich ähnlich. Allein das der Reiseverkehr in den Busstationen hinter grossen verschlossenen Toren abgewickelt wird und immer und überall bewaffnetes Wachpersonal steht vermittelt einen deutlichen Eindruck der vorherrschenden Gegensätze. In der Nähe der Busstation finden wir ein Internetcafe indem wir erstmal nach einem Hostal fahnden müssen. Das Hotel Royal direkt am zentralen Platz ist es dann geworden. "Royal" war dann leider nur ner Name, die Glanzzeiten der Herberge waren definitiv schon lange vorbei. Am interessantestens war der Holzverschlag im karg eingerichteten Zimmer der das Bad darstellte.

Eigentlich hundemüde aber von der ganzen Reiserei aufgekratzt gehen wir auf Erkundungstour durch die Stadt. Im Zentrum bietet sich teilweise ein ganz anderes Bild. Die Strassen sind sehr sauber und die Menschen uns gegenüber sehr aufgeschlossen. Nicht weit vom Hotel ist ein grosser Markt auf dem man von Schuhen, Obst, Fleisch, Schwarzkopien der neusten Kinofilme (wir haben übrigens in Baños den Simpson-Film gesehen, sehr witzig) und und und kaufen kann. Wirklich fast jeder grinst uns entgegen und fragt woher wir kommen. Auf unsere Antwort hin wird das Grinsen meist noch breiter, uns wird der nach oben gestreckte Daumen gezeigt oder wir kommen ins Gespräch. Marios Locken und mein Bart tragen auf jeden Fall zur allgemeinen Belustigung genug bei. Die gute Stimmung hilft uns die schlechte Erfahrung der Nacht schon wieder etwas zu vergessen. Völlig erschöpft falle ich irgendwann nach 20:00 Uhr ins Bett und beende meinen 36-stündigen Tag.

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