Freitag, 30. November 2007

Völlig vom Glück verlassen, oder einfach vom Pech verfolgt?

Wie mit der Busagentur vereinbart stehen Joerg und ich um 7:00 vor dem Hostel und sind bereit zum Abtransport. Wir haben nun 1,5 Stunden Zeit um dem Erwachen der Stadt im Allgemeinen und mit unserem Blick auf mehrere Einfamilienhäuser auch im Speziellen zu folgen. Da wird geschäftig zur Arbeit gefahren, mit verschlafenen Gesichtern die Kinder zur Schule gebracht und und und... nur wir sind immer noch hier! Wir sind uns nun ziemlich einig, das da heute auch nicht mehr viel passieren wird. So schaue ich um halb 9 noch einmal auf das Busticket und sehe, dass unsere Fahrt erst für den nächsten Tag gebucht ist. Denn dann fährt die Fähre auch erst. Wir wollten die Nacht aber bereits in Puerto Ibañez verbringen um auf Nummer sicher zu gehen. Höchstwahrscheinlich sind wir hier einfach Opfer unserer mangelnden Sprachkenntnisse und Erklärungsfähigkeiten geworden. Erinnert ihr euch an das Gewinnergrinsen? Ich auf jeden Fall, etwas bitter schmeckt es aber jetzt. Ok, improvisieren. Irgendwie werden wir doch aus dieser Stadt verschwinden können! Leicht fluchend bewegen wir uns wieder zum Busterminal. Die folgenden zwei Minuten verliefen ungefähr so:

Ich: Buenos Dias! Wir möchten heute noch nach Puerto Ibañez!!!

Frau: Das wird nichts.

Ich: Oh, heute fährt gar kein Bus nach Puerto Ibañez? Ist das jetzt ein Deja-Vu oder einfach nur ein neuer Tag mit den gleichen Problemen von gestern? Was haben Sie denn noch so im Angebot gute Frau?

Frau: Villa Cerro Castillo.

Ich: Nehmen wir!

Gut, Castillo liegt noch 31 Kilometer von unserem Ziel entfernt. Wir wollen es dort aber erneut mit Trampen versuchen. Nur weil es einmal nicht geklappt hat heisst das ja nicht das es nie funktionieren kann! Oder vielleicht doch? Um die Stunde Wartezeit sinnvoll zu verbringen laufen wir zur Agentur zurück, die uns das nutzlose Ticket verkauft hat. Vielleicht gibt es ja das Geld zurück. Die machen aber erst um halb 10 auf. Komisch, das ist doch auf die Minute der Zeitpunkt an dem unser Bus heute fährt. Arbeitet hier jemand gegen uns? Ich muss hier weg. Nichts scheint auf Anhieb zu funktionieren.

Das Wetter ist launisch als wir in Castillo aus dem Bus steigen. In der kleinen Info am Ortseingang warten Neuigkeiten auf uns. Auch von hier faehrt heute kein Bus nach Puerto Ibanez. Da die Kreuzung mit der dazugehoerigen Strasse dorthin acht nasse und windige Kilometer bergauf zurueckliegt versuchen wir, erneut erfolglos, eine Stunde zu trampen. Wir verpacken uns so gut es geht in unsere wind- und regendichten Klamotten, ziehen den Rucksaecken die Regenhuellen ueber und marschieren los. Von den wenigen vorbeifahrenden Autos hat erst nach 30 Minuten ein Holztransporter genuegend Mitleid. Wir springen zu den zwei Israelis, die mit uns eine Zeit lang in Castillo gewartet haben, auf die Ladeflaecher voller Holzscheite und suchen an der Kreuzung angekommen erst einmal Unterschlupf in einer Bushaltestelle. Hier oben zieht es ganz ordentlich und der Regen wird ueber das Land gepeitscht.

Fuer uns ein ganz eindeutiges Zeichen erstmal etwas zu essen und die letzten Biere zu vernichten um Balast loszuwerden. Vor uns liegen die letzten 31 Kilometer. Das Einzige zwischen uns und der Faehre morgen frueh um 9:00 Uhr. Wir muessen es schaffen. Nieselregen und Wind lassen mich auf das erste und einzige Haus weit und breit zusteuern. Ich hoffe einfach, das uns der Besitzer die restlichen Kilometer fahren kann. Nachdem der etwas bissige Colie gebaendigt ist bittet uns der Hausherr an den warmen Ofen, der das ganze Haus mehr als ausreichend befeuert. Offensichtlich gibt es hier gerade Mittag. Wie er uns erklaert, wollten seine Frau und er sowieso gerade nach Puerto Ibanez und so bekommen wir eine kostenlose Fahrt. Selbst ein kleines Dankeschoen wollte der Mann nicht annehmen. Wie so viele Chilenen war er sehr nett und hilfsbereit.

Puerto Ibanez praesentiert sich als trostlose Geisterstadt. Die meisten Hostels sind noch nicht geoeffnet und so versuchen wir es mit einer Residenz direkt am Hafen. Auf ein Wort treten wir an die Durchreiche zur Kueche. Nach kleinen Anlaufschwierigkeiten erfahre ich das die Unterkunft wohl 8.000 Pesos kosten soll. Leider gelingt es mir nicht der vor- und zurueckschwankenden Frau, die jetzt auch mehr mit der ihr runtergefallenen Kornflakespackung beschaeftigt ist, zu entlocken ob der Preis fuer uns beide oder pro Person anzunehmen ist. Leider warten wir ab jetzt eine Minute vergeblich auf eine Antwort. Die vielen Kornflakes auf dem Fussboden scheinen wesentlich interessanter als zwei langweilige Gringos. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht verschwinden wir und kommen wenige Meter weiter fuer die Haelfte unter. Die Frau kocht auch noch ein ziemlich gutes Huehnchengericht. Wir verputzen es im Wohnzimmer, wo sich der Ehemann stundenlang genuegsam mit dem Fernsehprogramm beschaeftigt. Wir beschliessen den Tag mit einer gemuetlichen Runde Mate und legen uns gegen 22:00 Uhr, es ist immer noch Hell und direkt unter unserem Fenster bruellt eine angebundene junge Ziege, auf unsere 30cm dicken Schaumstoffmatrazen. Man muss halt nehmen was man bekommt...

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